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Editorial

■ Betr.: Oslobodjenje

Die Tageszeitung Sarajevos, Oslobodjenje, zu deutsch „Befreiung“, feiert heute ihren 50. Geburtstag. Wie die Gründung der bis zum Kriegsbeginn in Bosnien-Herzegowina im Frühjahr 1992 größten Tageszeitung Bosnien-Herzegowinas findet auch das Jubiläum unter nicht ganz gewöhnlichen Bedingungen statt. 1943 hatten titoistische Partisanen Oslobodjenje „u šumi“, im Wald, gegründet, während ihre Stadt, Sarajevo, noch von den Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt gewesen war. Heute wird die bosnische Hauptstadt wieder von Armeen bedroht, die sich vor allem eines auf die Fahnen geschrieben haben: die Zerstörung der 600 Jahre alten multikulturellen Tradition Bosniens. Der Unterschied zu 1943 liegt darin, daß Sarajevo diesmal nicht auf die Befreiung durch eine siegreiche Partisanenarmee hoffen kann. Im Gegenteil, es scheint, als hätte sich die Welt mit dem Schicksal dieser einmaligen Stadt, in der seit Jahrhunderten Muslime, orthodoxe Serben, katholische Kroaten und Juden zusammen gelebt haben, abgefunden.

Die „Reporters Sans Frontières“ und die 67 Zeitungen und Zeitschriften aus 46 Ländern, die heute ein zweiseitiges Faksimile der Oslobodjenje drucken, wollen mit ihrer Aktion vor allem den KollegInnen in der seit eineinhalb Jahren belagerten bosnischen Hauptstadt zeigen, daß sie nicht von allen vergessen worden sind. Es geht aber auch darum, vor der ganzen Welt ein deutliches Zeichen zu setzen: gegen die nationalistische Aggression, gegen die Passivität der internationalen Gemeinschaft und für ein multikulturelles Sarajevo in einem multikulturellen Bosnien-Herzegowina. Dafür steht Oslobodjenje: Herzlichen Glückwunsch!

Rüdiger Rossig, taz-Ausland

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