Das Eisbärfellprinzip

■ Eine Ausstellung zum ökologischen Hausbau zeigt neueste Techniken

Ökologische Bauweisen und modernste Architektur, autarke Energiehäuser, Höhlenhäuser, die von außen nur als Grashügel wahrgenommen werden - alles das zeigt die Ausstellung „Häuser der Zukunft“ im Einkaufszentrum Hamburger Straße. Noch bis zum 2. Oktober ist anhand von Großmodellen unter anderem das erste energieautarke Solarhaus Deutschlands zu sehen.

Es wird das ganze Jahr über hundertprozentig von der Sonne mit Energie versorgt. Der Clou an der Hauswand: das Eisbärfellprinzip. Die Ökoingenieure guckten einfach hin, wie sich der arktische Bär vor Eiseskälte schützt. Das Tier speichert mit seinem Fell die Sonnenwärme, seine Haut darunter ist schwarz und dämmt und speichert die Wärme so zusätzlich.

Umgesetzt für den Wohnungsbau bedeutet dies: Die massive, schwarzgestrichene Hauswand wird von außen mit einer durchsichtigen Isolierung verkleidet. Sie ist etwa zehn Zentimeter dick und besteht aus lauter winzigen Plastikröhrchen, den Kapillaren. Diese erzeugen durch Lichtbrechung eine rasante Steigerung der Sonnenwärme. Das Mauerwerk aus Kalksandstein speichert die Solarwärme. Den Effekt kennt jeder Autofahrer: steht das Auto in der prallen Sonne, wird das Lenkrad minutenschnell heiß.

Das Null-Energie-Haus des Münsteraner Architekten Jürgen Hornemann ist ebenfalls aus Kalksandsteinen errichtet. Dieser natürliche Rohstoff besteht ausschließlich aus Kalk, Sand und Wasser. Wandkonstruktionen aus Kalksandstein speichern Wärme, schützen vor Lärm und vermitteln ein behaglichesn Raumgefühl.

Das Fundament des Null-Energie-Hauses „schwimmt“ auf einer 100 Millimeter dicken Schicht aus FCKW-freiem Schaum. Die solare Strom- und Heizanlage deckt den gesamten Energiebedarf des so rundum isolierten Ökogebäudes.

Das Originalhaus in Münster wird von Nicht-Technikern bewohnt. Auch der Bau ist für Öko-Verhältnisse bezahlbar: pro Quadratmeter Wohnfläche sind mit zirka 3500 Mark zu rechnen, ein derart konzipiertes und gebautes Haus mit 100 Quadratmeter Nutzfläche kostet also rund 350.000 Mark.

Während der Ausstellung, die die BHW-Bausparkasse unter Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Klaus Töpfer präsentiert, können sich Interessierte über finanzielle Zuschüsse des Bundes und weitere Möglichkeiten des ökologischen Hausbaus beraten lassen. Katrin Wienefeld