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Süffisant!

■ betr.: „Menschen wie du bzw. ich: die Kassiererin“, taz vom 17.9.93

Die Süffisance mit der Claudia Kohlhase sich bei der Beschreibung ausgewählter „Typen“ über andere erhebt, statt sich auf sie einzulassen oder gar sie in ihren Lebensumständen verstehen zu wollen, hat mehr über das Menschenbild der Autorin, denn über dievermeintlich beschriebenen Menschen ausgesagt.

In ihrem Beitrag „Menschen wie du bzw. ich: Die Kassiererin, die vornehmlich auf die Dickleibigkeit der Dargestellten abzielt und in Sätzen, wie “...das grünrote Halstüchlein, das ihren Hals kennzeichnet...“ gipfelt, empfinden wir nur noch als menschen- und frauenverachtend. Zudem würden wir uns wünschen, daß Frau Kohlhase - sicher mit einem Schwanenhals und Top-Figur ausgestattet - statt einen schweren Arbeitstag am Schreibtisch für die nächste Kolumne zu verbringen, versucht wenigstens einen Tag Praktikum an der Kasse eines Supermarktes zu absolvieren. Vielleicht würde das Erleben der dort vorzufindenden hierarchischen Beziehungen, die anstrengende und ständig Aufmerksamtkeit erfordende Tätigkeit, sowie die daraus resultierenden abendlichen Rückenschmerzen, ihr etwas mehr Einfühlungsvermögen verhelfen.

Ansonsten gäbe es noch die Möglichkeit mit Menschen, z.B. über ihre Arbeitsbedingungen, zu reden und so als Journalistin etwas über diese zu erfahren. Renate Ziegler-Strunz, Berlin

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