Schweigen der Sieben

■ G-7-Finanzminister konnten sich vor der Jahrestagung des IWF nicht einigen

Washington (dpa) – Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen haben sich nach ihrer traditionellen Beratung vor der IWF-Jahrestagung Redefreiheit erteilt. Sie kamen überein, ihren Standpunkt jeweils gesondert erklären zu dürfen, ein gemeinsames Kommuniqué wurde nicht verteilt. Horst Köhler, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, hofft deshalb, „daß jetzt endlich konkrete Politik gemacht wird“. Denn dieselben „Programme mit immer neuen Worten nützen keinem“.

Hauptstreitpunkt ist die sogenannte Uruguay-Runde des Gatt, die im Dezember abgeschlossen werden muß. Verbale Gemeinsamkeit demonstrierten die Minister lediglich in der Frage der Rußlandhilfe. Sie sicherten dem russischen Finanzminister Boris Fjodorow ihre Unterstützung zu. Weitere Finanzhilfen seien aber „von sichtbaren Fortschritten und einer Stabilisierung der Lage in Moskau abhängig“, so Bonns Finanzminister Theo Waigel. Moskau habe jedoch durch die vorzeitige Rückzahlung von 560 Millionen Mark Schulden „ein positives Signal“ gesetzt.

Waigel flog gestern nach Bonn zurück. Auf der IWF-Jahrestagung wird ihn Helmut Schlesinger vertreten. Der Anfang Oktober aus dem Amt ausscheidende Bundesbankpräsident wies internationale Kritik an der deutschen Zinspolitik zurück. Die Zinsen seien jetzt auf einem Niveau, „das in den vergangenen zwanzig Jahren nur dreimal niedriger war“. Schlesinger räumte allerdings ein, daß von den deutschen Zinsen in Europa „ein Zwang“ ausgehe. Dies sei aber „ein Problem des gewollten Festkurssystems“. hn