In bester Gesellschaft

■ betr.: „Die Weltbank schichtet ihre Mittel um“, taz vom 20.9.93

Es ist nur zu verständlich, daß sich die Weltbank in ihrem Jahresbericht bemüht, die Erfolge des vergangenen Jahres in den Vordergrund zu stellen. Und es ist in der Tat erfreulich, daß die Erfolge an der Erhöhung der Ausgaben in den Bereichen Armutsbekämpfung, Erziehung, Gesundheit und Ernährung gemessen werden. Doch leider sprechen die nackten Zahlen immer noch eine andere Sprache. So werden zum Beispiel weniger als klägliche 5% der Kredite für Basisgesundheitsfürsorge verwandt.

Dabei ist die Weltbank in bester Gesellschaft. Laut dem Human Development Report 1992 verwendet auch die Bundesrepublik weniger als 1,9% ihrer Entwicklungshilfe für die Grundbedürfnisse der Menschen, einem Begriff, für den zudem bislang noch keine verbindliche Definition vorliegt und der daher zu großzügiger Auslegung geradzu einlädt.

99 Milliarden DM werden pro Jahr für Entwicklungshilfe aufgewandt. Ein kleiner Teil des Reichtums des Nordens, aber ein dennoch nicht zu unterschätzendes Potential für die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in den Ländern der III. Welt, wo die Kindersterblichkeit 10 mal und die Müttersterblichkeit 30 mal höher sind als bei uns.

Wäre es nicht jetzt an der Zeit, daß sich die Bundesrepublik darauf besinnt, wie eine wirkungsvolle Entwicklungshilfe zum Beispiel im Gesundheitswesen aussehen kann und ihren Anteil so in den Dienst der Menschen in den Entwicklungsländern stellt? Dr. S. Schuierer, Freiburg