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■ Das PortraitCarola Hartfelder

Unsicherheit ist im politischen Alltag ein schlechter Freund. Doch Carola Hartfelder, die neue CDU-Landeschefin in Brandenburg, ist während ihrer Rede vor den Delegierten des Parteitages die meiste Zeit damit beschäftigt, ihre zitternde Stimme, ihre fahrigen Bewegungen zu zähmen. Sie ist kein Polit-Routinier wie ihr Vorgänger Ulf Fink, der Ex- Senator aus West-Berlin. Sie stammt aus Luckau und ist „Lehrer für Geschichte und Sport“. Sie war vor der Wende in keiner Partei und ist erst 1990 in die CDU eingetreten. Politische Statements gibt sie wie auswendig gelernt wieder: „Ich bin für die Förderung des Mittelstandes.“ Interessant. Der netten Carola fällt noch viel mehr ein. Schlagwörter wie Schlüsselzuweisung, Investitionspauschale und Fördermittelabgabe sprudeln nur so aus ihr heraus. Ihr Generalsekretär, Thomas Klein, hat sie in harter Arbeit getrimmt. Hartfelder zeigt sich als engagierte Schülerin, und ihr mütterlicher Charme wirkt einnehmend auf die meist männlichen Parteitagsdelegierten.

Die Hartfelder-Macher um Thomas Klein quittieren der neuen Chefin vor allem Pünktlichkeit und Fleiß. Tugenden, die spätestens seit Ulf Fink in der brandenburgischen CDU sehr beliebt sind. Und eines hat sie ihrem gescheiterten Vorgänger sowieso voraus: Sie ist Brandenburgerin. Das zieht bei den 247 Delegierten. Und darum wurde sie gewählt – mit 119 von 234 Stimmen.

Brandenburgs neue CDU- Vorsitzende Foto: Andreas Schoelzel

Ein Manko umgibt die 42jährige Carola Hartfelder allerdings. Sie war drei Jahre lang Vize-Parteichefin und hat in dieser Zeit nichts gegen die Abenteuer des Ulf Fink unternommen. Vor der Volksabstimmung zur Verfassung im Juni 1990 empfahl Fink zum Beispiel ein klares Nein der CDU. Das Ergebnis war eine überwältigende Zustimmung zum Verfassungsentwurf beim Plebiszit. „Die zerfleischen sich doch selbst“, kommentierte ein SPD-Mann das Harakiri der CDU.

Und genau daran wird auch die neue CDU-Chefin in Brandenburg nichts ändern. Denn die farblose Carola steht nicht für Integration, Durchsetzungsvermögen und für ein neues Profil der brandenburgischen CDU. Sie ist das Geschöpf von Männern, die sie vorgeschoben haben, aber die Fäden weiter in der Hand halten. Anja Sprogies

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