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Gegen die „Bahndeform“

■ Robin Wood gegen Bahnreform / SPD für Ausbau der Gleise um Bremen

Robin Wood stieg der Bahn aufs Dach Foto:Oberheide

Die privatisierte Bahn ist für die Umweltschutzorganisation Robin Wood ein „Unternehmen Rückschritt“. Mit einer Protestaktion am Hauptbahnhof starteten die AktivistInnen gestern eine bundesweite Kampagne gegen die „Bahndeform“. Mit einem riesigen Transparent am Portal protestierten sie gegen die ökologischen Auswirkungen der Umstrukturierung: Nach der Privatisierung würden nur lukrative Schnellbahntrassen betrieben, der Nahverkehr würde vernachlässigt. Die Folge: Noch mehr Menschen und Waren würden in Zukunft auf der Straße und nicht auf der Schiene bewegt.

Bei der Bahnreform soll die Bundesbahn in drei Bereiche aufgeteilt werden: Personen- und Güterverkehr und Gleisanlagen. Beim Personenverkehr, der mittelfristig an die Kommunen abgegeben werden soll, fürchten die Umweltschützer eine Rosinenpickerei: Komfort und Schnelligkeit in den ICEs für das betuchte Publikum, schlechter Standard und Streckenstillegungen für den Rest. „Das Defizit der Bahn muß man vor der Subventionierung des Autoverkehrs sehen, die 40 Milliarden Mark beträgt“, sagte Andrea Meyer von Robin Wood.

Ihren Wunschzettel an die Bundesbahn legte gestern auch die SPD-Bürgerschaftsfraktion vor. Demnach soll die Infrastruktur von Bremen als einem Eisenbahn-Knotenpunkt in Norddeutschland verstärkt ausgebaut werden. Nach Ansicht von Reinhard Barsuhn und Wilfried Töpfer soll der jetzige Standard von Zugverbindungen gehalten und ausgebaut werden: Die ICE-Verbindungen sollen bleiben, ein zweiter direkter IC täglich nach Berlin und zurück fahren. Die Autoreisezug-Abfertigung soll wieder in Bremen beginnen, die Güterstrecke über Uelzen und Stendal nach Berlin ausgebaut werden, die „Y“-Trasse zwischen Hamburg, Bremen und Hannover in Angriff genommen werden. Bremen solle den Verkehr nach Cuxhaven unterstützen, denn „alles was Cuxhaven stärkt, stärkt Bremerhaven.“ Konflikte gibt es noch mit Hannover, weil da die Bundesbahndirektion aufgelöst wird und Bremen die künftige Regionalabteilung Weser- Ems beherbergen will. In Bremen selbst soll der Takt der City-Bahn verbessert werden, ein neues Stellwerk und das DB-Frachtzentrum gebaut werden. Insgesamt hat Töpfer ein Paket von 71 Forderungen geschnürt, deren Realisierung Milliarden kosten würde. Wenn allerdings nach der Bahnreform die Strecken regionalisiert werden, könnten die Kosten an Bremen hängenbleiben. bpo

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