: ZDF verkauft an RTL 2
■ Zehn populäre Serien verscherbelt
RTL 2 beginnt Ende November mit der Ausstrahlung von bekannten Fernsehserien des ZDF. Der Kölner Privatsender hat bei der öffentlich-rechtlichen Anstalt in Mainz ein Paket von insgesamt zehn Serien gekauft, darunter Produktionen neueren Datums wie „Ich heirate eine Familie“, „Hotel Paradies“, „Unsere schönsten Jahre“, „Rivalen der Rennbahn“, „Patrik Pacard“ und „Wüstenfieber“, aber auch ältere wie „Der Mann, der keine Autos mochte“, „Tom Sawyer“, „Lederstrumpf“ und „Mensch, Bachmann!“. Dies bestätigte Werner Schwaderlapp, Geschäftsführer der ZDF Enterprises GmbH.
Als erstes soll ab 24. November (20.15 Uhr) bei RTL 2 „Ich heirate eine Familie“ mit Thekla Carola Wied und Peter Weck laufen. Vorgesehen sind 14 Folgen bis zum 23. Februar 1994. Im kommenden Jahr will RTL 2 auch die übrigen neun Serien, immer mittwochs ab 20.15 Uhr, im neu eingerichteten „Serien-Slot“, ausstrahlen. Schwaderlapp äußerte sich erfreut darüber, daß RTL 2 den Sendezeitpunkt 20.15 Uhr gewählt habe, weil die private Zweitauswertung der Serien so dem auf Werbeeinnahmen und damit hohe Marktanteile angewiesenen ZDF-Vorabendprogramm keine direkte Konkurrenz mache. Der Konkurrenzausschluß sei allerdings nicht Vertragsbestandteil gewesen.
Bei der ZDF-internen Entscheidung, ob man eigene Rechte an einen Privatsender verkaufen soll, sei es am Ende vor allem um die Frage gegangen, ob der Ertrag des Rechteverkaufs den eventuellen Nachteil eines graduellen Verlusts von Marktanteilen aufwiege. Diese Frage sei eindeutig positiv zu entscheiden gewesen. Zur finanziellen Dimension wollte Schwaderlapp keine näheren Angaben machen. Branchenschätzungen zufolge lag der Preis für die zehn Serien bei neun Millionen Mark.
Wesentlich sei auch, daß die Serienrechte dem ZDF erhalten blieben und an den Sender nach einer ein- bis zweijährigen Nutzung zurückfielen. Für das RTL-2-Paket seien deshalb auch nur solche Serien ausgewählt worden, die während der kommenden zwei Jahre ohnehin nicht zur Wiederholung vorgesehen waren und auch nicht zum sogenannten „Planungspuffer“ gehörten. Vom Verkauf von vornherein ausgeschlossen worden seien solche Serien, die einen unverwechselbaren ZDF-Identifikationswert besäßen. Dazu gehöre zum Beispiel die „Schwarzwaldklinik“.
Schließlich habe bei der Entscheidung der Status von RTL 2 als Käufer eine Rolle gespielt, so Schwaderlapp weiter. Ein Verkauf an RTL oder Sat.1 als direkte und härtere Konkurrenten sei nicht denkbar gewesen. epd
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