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Kommentar

Mit dem Rücktritt von Jürgen Zielinski und dem vermutlich folgenden Todeskampf des Jugentheaters JAK ist im Hamburger Kulturdasein ein Punkt erreicht, an dem alle politischen und kulturellen Wohltöner ihre Solidarität einmal praktisch beweisen können. Alles Festgerede über die deutsche Vergangenheit, die nicht wiederkehren dürfe, verliert den letzten Schein von Aufrichtigkeit, wenn man jetzt dem einzigen Theater der Stadt, daß sich konsequent mit politischen Alltagsproblemen auseinandersetzt, die Hilfe verweigert. Sowohl Hamburgs neuer Kulturhaushaltskommissar Jürgen Flimm muß in die Pflicht genommen werden, wie auch die Kultursenatorin, die die fröhlichen Kammerspiele auch schon mal mit 300.000 Mark zu retten wußte. Denn was wiegen 100.000 Mark von jedem Staatstheater plus 200.000 Mark aus dem Feuerwehrtopf der Senatorin gegen den Verlust eines so beispielhaft engagierten und intelligenten Jugendtheaters? Man kann auch fragen, warum an drei Staatstheatern astronomische Gehälter verdient werden müssen, um gelegentlich ein interessantes Theaterstück zu produzieren, wenn gleichzeitig einem Ort künstlerischer Innovation und politischer Diskurse trotz offensichtlich erfolgreicher Arbeit, die finanzielle Grundausstattung entzogen wird? Der Senat beläßt die Jugendkultur in dem Status „Zum Sterben zuviel, zum Leben zuwenig“ und beweist jährlich aufs neue, daß er Repräsentation politischen Problemlösungen vorzieht. Sollte es nun so weit kommen, daß JAK-Leiter Zielinski geht und mit ihm das Jugendtheater in Hamburg stirbt, dann wollen wir weder von Politikern noch von Intendanten Litaneien über die Verrohung der Jugend und ihre verzweifelte rechte Militanz hören. Denn wie schon Demokrit sagte: „Von ehrlosen Handlungen soll man auch das Reden meiden.“ Till Briegleb

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