piwik no script img

Darstellungsbeamte

■ Kultusminister trommeln zur Theaterreform

Hannover. Jetzt soll endlich ein einheitliches Tarifsystem her: Das beschlossen unter Beisein von Helga Trüpel die Kulturminister der Länder auf einer Konferenz am Dienstag in Hannover. Ohne neue Tarifstrukturen drohten einige Einrichtungen in den kommenden Jahren „auf der Strecke zu bleiben“, meinte die niedersächsische Kultusministerin Helga Schuchardt. Die Arbeitgeber von Kommunen, Ländern und Bühnenverein seien dabei „auf Verhandlungen mit den Gewerkschaften angewiesen“. In Niedersachsen, wo alle Vereinbarungen gekündigt werden sollen, werde — modellhaft für andere Länder — von Land und Kommunen einerseits sowie den fünf gewerkschaftlichen Tarifpartner andererseits verhandelt, um aus den sieben Tarifsystemen an Theatern ein einheitliches zu machen.

Berlins Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, der mit der Schließung des Schiller-Theaters bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte, sprach gleich von „Folterinstrumenten“, die den Gewerkschaften gezeigt werden sollten: Es drohe das Aus für Orchester und Chöre bis hin zu Theaterschließungen. „Wir wollen das Staatstheater retten, indem wir es entschlacken.“ An den Theater müsse „Beruf wieder zu Berufung werden“. „Sattheit im Theater“ führe nur zu „Darstellungsbeamten“.

Sachsens Kulturstaatssekretär Hans Joachim Meyer befürchtet ein „chaotisches Wegbrechen“ in der Theaterlandschaft. Die östlichen Bundesländer stünden vor der Schwierigkeit, sinnvolle Strukturen zu schaffen, ohne Kultur auf wenige Städte zu konzentrieren. Schleswig-Holsteins Kulturministerin Marianne Tidick sprach von „Verkrustungen aus fetten Zeiten in allen öffentlichen Bereichen“. Darüberhinaus erschlage „die Theaterfinanzierung alle anderen Kulturbereiche“. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen