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Piepmanscher gegen den Tenno

■ „Des Fächers Schneide“: Ein Film von Brigitte Krause

In Japan gilt sie als Exotin: Hanayagi Genshu, 52, Tänzerin und in ihrer Heimat überaus umstrittene, rebellische Frau. Ihr Widerstand richtet sich gegen die Grundfesten der japanischen Gesellschaft, gegen das vom Kaisertum geprägte hierarchische Machtgefüge. Das Faszinierdende an Hanayagi Genshu sei ihr Zwitterwesen - „halb Heldin, halb Dämon“, sagt die Regisseurin Brigitte Krause, die mit Hanayagi Genshu den Film Auf Fächers Schneide drehte.

Im Tokyoter Nationaltheater nähert sich Hanayagi Genshu 1980 ihrer Tanzmeisterin mit einem Blumenstrauß, darin versteckt ist ein Messer. Den Schnitt am Hals ihrer Lehrerin setzt sie - wohl wissend, daß sie dafür mit einer Haftstrafe bezahlen wird. Die Aktion ist Programm. Der Name Hanayagi Genshu steht in Japan als Synonym für individuelles Aufbegehren, offene Kritik. Medienrummel ist der Japanerin gewiß. 1990 berichteten die Medien über einen Zwischenfall bei der kaiserlichen Krönungsparade: Eine Knallfrösche werfende Dame wird „auf frischer Tat“ ertappt und festgenommen. Spektakuläre Aktionen wie diese dienen Hanayagi Genshu als Mittel, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Als Tochter von Wanderdarstellern war sie von Kindheit an Diskriminierung ausgesetzt und kämpft für die Rechte der Ausgegrenzten, für das weibliche Aufbegehren in einer von Männern dominierten Gesellschaft und für die Erneuerung in der erstarrten Welt des klassischen japanischen Tanzes. Ihre Version von einer lebendigen Kunst realisiert sie im eigenen Theater im hohen Norden Japans. Hier kehrt die Künstlerin zu den volkstümlichen Ursprüngen des japanischen Tanzes zurück. In Des Fächers Schneide gibt sie dem uralten Drama vom „Doppelselbstmord der Liebenden“ eine überraschende Wendung: Mit gemeinsamem Todeswunsch tritt das Paar eine Reise an, am Ende aber ist es Sache der Frau, den im Angesicht des Todes feigen Gefährten grausam zu töten. „Bereuen Sie nichts?“, wird Hanayagi Genshu im Film gefragt. „Überhaupt nichts! Ich habe diesen Kampf selbst gewählt, jetzt muß ich ihn zuende führen.“ Heidi Knobloch

So, 12 Uhr, Fama, Luruper Hauptstr., mit Hanayagi Genshu

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