Kompostieren ist Bürgerpflicht

■ Gesetz schreibt Recycling von Herbstlaub vor / Geringe Schadstoffbelastung der Blätter

In diesem Herbst können die Bremer GartenbesitzerInnen zum ersten Mal säckeweise Wertstoffe sammeln. Denn das neue Bremer Abfall-Ortsgesetz, das seit dem 1.Juli gilt, definiert Herbstlaub nicht etwa als Abfall, sondern als Wertstoff. Anders als beim Schwindel mit der Verpackungsverordnung, die überflüssigen Plastikmüll mit dem Grünen Punkt als „Wertstoff“ deklariert, ist das Laub wirklich ökologisch sinnvoll recyclingfähig.

1000 Tonnen Herbstlaub fallen jedes Jahr in Bremen von den Bäumen, meint Alexander Vedder von den BEB. Das bunte Laub gehört aber weder in den Gully, wo es die Kanalisation verstopft, noch in den normalen Hausmüll, wo es die tonnen überquellen läßt. Nach dem neuen Abfallortsgesetz sind die Besitzer von Gärten verpflichtet, Gartenabfälle und Herbstlaub selbst zu kompostieren und die „Belastung der öffentlichen Müllentsorgung so gering wie möglich zu halten“, sagt Hartmut Eichhorn vom Umweltsenator. Was nicht auf dem Komposthaufen im eigenen Garten verrottet, nehmen die BEB an der Kompostieranlage Blockland oder an Betriebshöfen in der Stadt ab. ( Annahmestellen sind bei den BEB unter der Telefonnummer 361-9147 zu erfragen). Bis zu einem Kubikmeter ist das kostenlos, allerdings nur, wenn der Biomüll sauber und kompostierbar ist. „Das bringt die Leute dazu, sauber zu trennen“, meint Vedder. Die Ablieferung von verdrecktem Laub dagegen kostet Geld.

Die Kompostier-Pflicht für Gartenabfälle, so Eichhorn, wird nicht mit einer Bußgeld-Androhung durchgesetzt, sondern hat „eher appellativen Charakter“. Sinn mache die Verordnung aber im Zusammenwirken mit den Gesamtmaßnahmen zur Müllvermeidung wie der codierten Tonne: „Wer kompostiert, zahlt weniger Gebühren.“ Die Biotonne, drittes mögliches Endlager für den Gartenmüll, reicht bei dem Anfall an Laub im Herbst nicht aus.

Die Kompostieranlage der BEB im Blockland ist laut Vedder „die größte kommunale Kompostieranlage Europas“. 35.000 Tonnen Bioabfälle jährlich landen hier, von Hobbygärtnern ebenso wie von Gartenbauunternehmen und aus Abfällen der Teeproduktion. Sie werden hier zu 10.000 Tonnen „Bremer Kompost“ verarbeitet. Das Grünzeug kommt in große Mieten und modert zehn Monate vor sich hin, ehe es dem Naturkreislauf als Blumenerde oder Kompost wieder zugeführt wird. Eine „ökologisch ideale Sache“, wie es Jerzy Mazerski von der Kompostieranlage nennt, aber trotz kostenlosen Rohstoffen und Verkauf des Endproduktes kein Gewinngeschäft: „Wir zahlen immer drauf, denn wir treiben für die Kompostierung einen gigantischen Aufwand“.

Die Schadstoffbelastung des Herbstlaubs ist nach Auskunft der BEB auch kein Problem mehr. Während vor zwei Jahren in Hamburg das Laub vor der Kompostierung gewaschen werden mußte, halten das die Bremer Betriebe für unnötig: „Die Schadstoffe sind ohnehin in den Blättern, da hilft Waschen nichts“, meint Alexander Vedder. Alle sechs Wochen würden die Kompostmieten der BEB überprüft und dabei „lagen die Werte der Schwermetalle im Durchschnitt deutlich unter den Grenzwerten — und mit der weiteren Verbreitung des bleifreien Benzins wird sich das noch verbessern.“ Bernhard Pötter

Am Samstag, 23.10., ist die Kompostieranlage Blockland zu besichtigen.