"Es ist halt eine politische Entscheidung"

■ Flughafen-Anwohner kranken am Lärm / Medizinisches Gutachten wird verschleppt

Die Anwohner des Flughafens sind Leidtragende der beschlußunfähigen Hamburger Politiker. Seit Anfang der Woche steht das Konzept der Gesundheitsbehörde für das seit Februar geforderte medizinische Gutachten über Fluglärm. Nun harrt das Papier der Auftragserteilung. Heinz Tunn, Fluglärmbeauftragter der Umweltbehörde: „Wenn wir was tun, wird das Kosten in Millionenhöhe zur Folge haben“. Schon jetzt leiden zahlreiche Anwohner aus Langenhorn, Schnelsen oder Poppenbüttel unter körperlichen und psychischen Schäden durch Fluglärm. „Eines unserer Mitglieder bekommt jetzt sogar Gleichgewichtsschwankungen, wenn Lärm auftritt. Neulich ist sie auf der Straße hingefallen“, erzählt Horst Balzen von der Bürgerinitiative gegen Fluglärm (BIG).

Die Vorwürfe der BIG bestätigt der Langenhorner Neurologe Herbert Richter-Peill. Er initiierte einen öffentlichen Protest, seit bis zu 25 Prozent seiner Patienten wegen Lärmschäden zu ihm kommen. Die Diagnosen reichen von Herz-Kreislauf-Problemen, chronischen Kopfschmerzen, Beeinträchtigung der Gehirnfunktion bis hin zu Depressionen. Das konzentriert über Hamburgs Norden rieselnde Kerosin der Flugzeuge verursacht Halsbeschwerden.

Die BIG will bei dem medizinischen Gutachten mitreden: „Sonst ergeht es uns wie mit dem lärmphysikalischen Gutachten: Alles ist gar nicht so schlimm mit dem Fluglärm“, befürchtet BIG-Sprecher Hans Schwarz. Günter Koss von der Gesundheitsbehörde sieht ebenso wie Heinz Tunn die Dringlichkeit eines Gutachtens, doch: „Umwelt-, Wirtschafts-, und Gesundheitsbehörde schieben den Schwarzen Peter hin und her. Es ist halt eine politische Entscheidung.“

Katrin Wienefeld