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Unterm Strich

Kirche und Welt: Mit tiefer Besorgnis nimmt der diensttuende Redakteur zur Kenntnis, daß der tiefe Riß, der sich seit Jahren in dem Verhältnis zwischen dem Paderborner Theologen Eugen Drewermann und dem dortselbst wirkenden Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt auftut, wohl nicht mehr zu schließen sein wird. Der Dialog sei abgerissen, gab Drewermann am Freitag anläßlich der Vorstellung seines neuen Buchs „Glauben in Freiheit“ in Bonn kund, Degenhardts Taktik ziele auf ein „Ausglühen des Konflikts“. Neues Öl aufs Feuer wird da sicher das jüngste Drewermann-Werk sein, in dem „aus tiefenpsychologischer Sicht“ das dogmatische Lehrgebäude der katholischen Kirche untersucht wird. Christ, you know it aint easy...

Da lobt man sich doch die stillen Freuden der Ökumene. Ausgerechnet der Regiermeister von Berlin, der ansonsten nicht unbedingt durch christlichen Lebenswandel bestechende Eberhard Diepgen war es, der am gestrigen Reformationstage anläßlich der Einführung des neuen Evangelischen Gesangbuchs in Berlin warme Worte zum Sonntag fand. Das Werk gebe „dem Glauben und der Freude, aber auch den Sorgen und Hoffnungen neue Worte und Töne“. Diepgen pries die Tatsache, daß Berlin-Brandenburg bei der Einführung des neuen Gesangswerk durch Zeitpunkt und Engagement republikweit führend sei. „Nachdem wir in der Vergangenheit häufig zurückstecken mußten, ist es wieder einmal ganz schön, erster zu sein“. Volkspsycho- und pädagogisch bedeutsam auch die Tatsache, daß alle Lieder tiefer gesetzt sind. „In Zukunft haben nicht nur Heldentenöre, sondern auch Brummer eine Chance“, so launig Diepgen, um dann, nach einem „Spaß beiseite“, seine Rede meisterlich mit der Wendung „Das neue Gesangbuch wird unserer Stadt Berlin guttun“ zu schließen.

Schlappe für den Stern. Am Freitag wurde das Blatt dazu verurteilt, dem Verlag Rowohlt Berlin 60.000 Mark zu zahlen und zusätzlich die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Der war entstanden, nachdem der Stern für zwei Berichte über die Rolle Herbert Wehners im Moskauer Exil 1937 bis 1941 die wissenschaftlichen Ergebnisse des Rowohlt-Autors Reinhard Müller verwendet hatte. Den Redakteuren hatte das Manuskript des Buchs „Die Akte Wehner“ zur Prüfung zwecks eines möglichen Vorabdrucks vorgelegen. Trotz der schriftlichen Zusicherung, das ihm überlassene Material „ohne vertragliche Vereinbarung in keiner Weise zu verwenden“, hatte der Stern- Redakteur Ulrich Völklein, nachdem er erfahren hatte, daß dem Spiegel der Vorabdruck zugesprochen worden war, sich der Recherchen und Dokumente des Buches von Müller bedient und sie als eigene Ergebnisse seiner Recherchen in Moskau ausgegeben. Rowohlt wertet das Ergebnis in einer Presseerklärung als Sieg schriftstellerischer Zivilcourage.

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