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■ BerlinalienDünne Luft über den Berliner Wolken

Manchmal erreichen Berlin auch frohe Botschaften. Eine ist die jüngste Ankündigung der Deutschen Aerospace (Dasa), bundesweit 16.000 Arbeitsplätze abzubauen. Denn hinter der Katastrophenmeldung für die Beschäftigten der Daimler-Benz- Tochter steckte zugleich eine Freudennachricht für Berliner Oppositionsgrüppchen aus der Umweltschutz- und Pazifistenbewegung. Unverhofft hat ihnen doch die Krise bei Deutschlands größtem Flugzeugbauer einen guten Teil ihrer bislang mühselig- fruchtlosen Arbeit abgenommen. Schließlich können sie den Namen Dasa von der Feindesliste der „Internationalen Luftfahrtausstellung“ (ILA) im kommenden Jahr beruhigt streichen: Die Spitze des mächtig ins Trudeln geratenen Konzerns verzichtet freiwillig auf die Präsentation ihrer Produkte auf der ILA '94 in Berlin-Schönefeld. Dabei hatten sich in der Vergangenheit einige Dasa-Manager kräftig ins Zeug gelegt, um die ILA 1992 von Hannover nach Berlin-Schönefeld zu verlegen. Unter den 516 Ausstellern des letzten Jahres gehörte das Multiunternehmen, das unter anderem am Bau des Airbusses beteiligt ist und in den letzten Jahren kräftig in der Rüstungsbranche verdient hat, mit rund 1.000 Quadratmeter Fläche zu den Jumbo-Jets der Messe.

Nun aber haben knallharte Kalkulationen die national-symbolische Unternehmenspolitik für Berlin abgelöst. Eine Analyse der verschiedenen Messestandorte, so gab ein Dasa-Sprecher in München bekannt, sei zu dem Ergebnis gekommen, daß die Luftfahrtausstellung in Le Bourget bei Paris „für uns die besten Aussichten für das Marktgebiet Europa eröffnet“. Weniger gestelzt lautet die Botschaft: In Berlin wurde zwar 1992 der Öffentlichkeit eine nette Flugshow präsentiert, aber kaum Kohle gemacht. Die Gelackmeierten von der Messe Berlin GmbH und dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) kochten die Absage letzte Woche herunter: Die Messe werde stattfinden, in kleinerem Rahmen zwar, sei nun aber vor allem für den Mittelstand durch die Absage eines Großen interessant geworden. Gerüchte, die die ILA nach ihrem Testflug '92 schon zerschellt am Boden sahen, wurden auf das heftigste dementiert. Der Sprecher der Messe Berlin GmbH wollte wohl Zuversicht mit dem Satz verbreiten, daß die AEG – „immerhin ein weiteres Unternehmen des Daimler-Benz-Konzerns“ – ihr Kommen „ganz fest“ zugesagt habe. Es klang, bei näherem Hinhören, nicht sehr zuversichtlich. Severin Weiland

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