: Test gegen Aids-Angst
■ Ärztekammer hält Angst vor Aids für unbegründet Eigenblutkonserven mindern Risiko / Haltbarkeit: 35 Tage
Der Plasma-Skandal verstärkt die Angst vor Aids. In der HIV- Ambulanz des Landesinstituts für Tropenmedizin ist die Zahl derjenigen, die sich auf Aids-Erreger testen lassen, in den vergangenen Wochen um 50 Prozent gestiegen, berichtete Professor Ulrich Bienzle. Das Tropeninstitut führt in Berlin etwa die Hälfte aller Tests durch. Im Durchschnitt kommen pro Tag 20 Personen zur Kontrolle, derzeit ließen sich täglich 30 Personen überprüfen. „Knackend voll“ sei das Wartezimmer immer dann, wenn die Medien über vermutlich neue Fälle berichteten, sagte der Instituts-Experte, der eine „große Verunsicherung“ unter den Patienten beklagte.
Ärztekammer-Präsident Elis Huber betonte im Gespräch mit der taz, daß die Hysterie vor Aids eine große Herausforderung sei. Es müsse nicht nur den Menschen geholfen werden, die sich angesteckt haben, sondern der großen Masse derer, die Angst vor einer Infektion haben. Huber rät, bei begründeter wie unbegründeter Angst vor Aids einen HIV-Test durchführen zu lassen. Huber wie auch die Gesundheitsverwaltung und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) wiesen darauf hin, daß eine Ansteckungsgefahr durch die Blutpräparate der Koblenzer Firma UB-Plasma mit einem Risiko von eins zu einer Million deutlich geringer sei, als an einer Narkose zu sterben oder im Straßenverkehr zu verunglücken.
Der Ärztekammerpräsident rät Patienten, bei denen eine Operation bevorsteht, zuvor Eigenblut zu spenden. Sämtliche Risiken, vor allem die Infektionsgefahr mit Gelbsucht, blieben dadurch geringer, erklärte Huber. Die hauptsächliche Nebenwirkung, die Angst, würde gemindert und dadurch der Heilungsprozeß wesentlich weniger behindert.
Wer operiert werden muß, kann sich von seinem Haus- oder Krankenhausarzt vorab über die Möglichkeit der Eigenblutspende beraten lassen. Wenn der Mediziner feststellt, daß für den Patienten kein gesundheitliches Risiko mehr besteht, wird er für die Blutabnahme an das Krankenhaus oder den Blutspendedienst des Roten Kreuzes überwiesen. Das Rote Kreuz nimmt rund die Hälfte aller Berliner Eigenblutkonserven ab, berichtete Dr. Elke Gossrau, Leiterin des Spendedienstes. Beim DRK wie in Krankenhäusern seien die Kapazitäten für die Blutentnahme nicht ausgenutzt.
Dem Spender wird in der Regel pro Woche eine Konserve von einem halber Liter abgenommen. Durch die maximale Haltbarkeit von 35 Tagen sei die Menge auf fünf Konserven begrenzt. Der Patient nimmt bis zur Operation ein Eisenpräparat, das die Neubildung von Blut unterstützt. Die Abnahme einer Konserve dauert etwa fünf bis zehn Minuten. In diesem Jahr ist mit etwa 12.000 Eigenblutkonserven der Anteil am Gesamtverbrauch von 200.000 Konserven immer noch gering, steigt aber von Jahr zu Jahr. Die Eigenblutkonserven – die Personalien des Spenders sind auf dem Etikett vermerkt – werden nach einer Laboruntersuchung an die Blutbank des entsprechenden Krankenhauses geliefert. Dirk Wildt
Siehe auch Bericht Seite 2
DRK-Blutspendedienst – für Eigenblutkonserven: Warburgzeile 2, Telefon: 341 70 66; allgemeine Spenden: 12203, Hindenburgdamm 30, Telefon: 839 04-0
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