■ Spediteure denken nach
: Vom Stau in die Logik

Statt mit einem Laster mehrere Kunden zu beliefern, beliefern im Zweifelsfall mehrere Fuhrunternehmer einen Kunden. So kurven Dreißigtonner unnötig durch die Stadt. Wie dies geändert werden kann, demonstrierten gestern gleich zwei Unternehmen. Der Kaufhof am Alex wird heute täglich nur noch von rund dreißig Lastern versorgt, obwohl sich vor kurzem an der Lieferrampe eine mehr als doppelt so lange Karawane staute. Der Truck-Trick: Statt die insgesamt drei Berliner Kaufhof-Häuser direkt von Speditionen anfahren zu lassen, gehen die Touren jetzt zu zwei Lagern am Stadtrand, dort wird die Ware neu sortiert und erst dann zu der Verkaufsstelle gebracht.

Bei Thyssen-Haniel-Logistic hat die Zusammenarbeit mit vier anderen Speditionen eine derart sinnvolle Umverteilung von Gütern ermöglicht, daß inzwischen 30 Prozent der Kosten gespart werden. Die drei geplanten Güterverteilzentren sind also erfreulich. Aber angesichts der Zunahme des Verkehrs wird auch mit ihnen die Anzahl der Lastwagen nicht zurückgehen.

Solange Spediteure weiterhin Straßen nicht sinnvoll zu nutzen wissen, sollte man keine neuen mehr bauen. Was nichts kostet, hat eben keinen Wert. Sinnvoll wäre gerade deshalb eine Benutzungsgebühr. Doch Berlins Große Koalition und das Bundeskabinett trauen sich nicht – angeblich würde die Wirtschaft in den Ruin getrieben. Eine unbegründete Angst. So wie der Stau den Sinn einer Straße aufhebt und den Begriff Logistik zum Zauberwort macht, so würde eine Mautgebühr Geschäftsführer und Autolobby zum Nachdenken zwingen, wie sie ihre Brummis sinnvoller nutzen könnten. Dirk Wildt