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Seehofer: Landesregierung in Mainz hat versagt

■ Bonner Hinweise zu UB Plasma ignoriert?

Koblenz/Bonn (dpa/AFP/AP) – Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat gestern der rheinland-pfälzischen Landesregierung vorgeworfen, in der Blut-Aids-Affaire nicht schnell genug auf einen Hinweis seines Ministeriums reagiert zu haben. Bereits am 9. September 1993 habe er, sofort nachdem er vom Bundesgesundheitsamt informiert worden sei, die SPD-geführte Landesregierung per Fax darauf aufmerksam gemacht, daß die Koblenzer Firma UB Plasma möglicherweise HIV-infizierte Blutpräparate in Umlauf bringe. Erst nachdem ein Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums Ende September nachgehakt habe, habe die Landesregierung am 30. September die zuständige Bezirksregierung in Koblenz informiert. In diesen Wochen konnte UB Plasma weiter Blutplasma ausliefern, das nur unzureichend auf HIV-Viren getestet worden war.

Unklar blieb gestern, ob UB Plasma 1986 wissentlich HIV-infizierte Blutprodukte in Umlauf gebracht hat. Damals hatte eine frühere Angestellte gegenüber dem Gewerbeaufsichtsamt erwähnt, daß mehrmals „leicht positiv“ getestetes Plasma „nach Rücksprache mit der Firmenleitung“ verkauft worden sei. Wie der Staatsanwalt Norbert Weise mitteilte, rückte die Frau gestern allerdings von ihren bisherigen Angaben „teilweise“ ab.

Italien, Schweden, Frankreich, die Schweiz und Österreich haben inzwischen Blutprodukte von UB Plasma vom Markt genommen. Möglicherweise verseuchte Produkte des Unternehmens wurden nach Rundfunkberichten auch in die Niederlande exportiert. Seiten 2 und 10

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