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Also: Maus oder Mertes?

■ Das neue Sat.1-Politmagazin des Mannes mit den Ohren startet am Sonntag

Also. Also wenn Sie mal mitreden wollen. Also so wirklich live dabeisein. Also dann. Ja, dann müssen sie diesen Sonntag um 11 Uhr vormittags den Fernseher anknipsen. Da heißt es „alSo“ bei Sat.1; parallel zur „Sendung mit der Maus“ lädt der Privatsender allsonntäglich an den Stammtisch zum TV-Call-in.

Heinz-Klaus Mertes, seit einem knappen Jahr „Programmdirektor/Information“ bei Sat.1 (bekannt und unbeliebt als Ex-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks und Moderator des ARD- Magazins „Report München“) stellte es am Mittwoch in Hamburg vor der Presse so dar: „alSo“ ist des Senders neues Politmagazin. „alSo“ ist neuartig, aber nicht artig (es soll sogar „beißen“). Und „alSo“ soll möglichst flott einige Millionen Zuschauer vor die Glotze locken.

Mertes will den Sonntagmorgen als „traditionell politischen Sendeplatz“ („Frühschoppen“, „Presseclub“ etc.) wiederbeleben – auf der eigenen Wellenlänge selbstverständlich. Doch vor allem treibt den Programmdirektor das Wissen darum an, daß erst ein erfolgreiches Politmagazin einem Sender ein starkes „Profil“ verleiht. Und neu an „alSo“ sei, daß es als erstes politisches Magazin von Sat.1 auch vollständig im eigenen Hause produziert wird. Der „alSo“-Vorgänger „Akut“ wurde laut Mertes angeblich kurzerhand abgesetzt, weil die Sendung „angekauft“ werden mußte. Laut Mertes habe sich so das „wichtige Know-how, das zur Produktion eines politischen Magazins notwendig ist, am Rande des Unternehmens gesammelt“. Freilich wird in der Branche gemunkelt, daß CSU-Mertes „Akut“ ein wenig zu liberal war. Hinzu kam ein Machtkampf im Sender, bei dem sich Mertes – ein Mann des Sat.1-Teilhabers Kirch – gegen die Springer-Fraktion bei Sat.1 durchsetzen wollte, die auf dem Vormittagssendeplatz ebenfalls ein Magazin plante. Was Neues mußte her.

Unerhört Neues. Mal wieder Talk, etwas anders: Teledemokratisch mitdiskutieren dürfen die Zuschauer bei „alSo“. Zumindest phasenweise. In Phase eins wird dem Zuschauer ein Schwerpunktthema der Woche nahegebracht – durch die „provozierende These“ eines „Experten“. Anschließend die Gegenrede eines weiteren „Experten“. Studiogäste kommen in Phase zwei hinzu. In Phase drei schließlich darf sich der Zuschauer daheim per Telefon einschalten und unter der Nummer 0130-79 97 (gebührenfrei!) seinen Senf dazugeben. Damit das auch politisch sauber läuft, führt die derzeitige Chefredakteurin von Antenne Bayern, Elke Schneiderbanger (34), durch die Sendung. „Eine Journalistin und nicht nur eine Moderatorin“, wie Mertes weiß. Die, wie sie selbst hervorhob, jeden Anrufer in der Sendung zu Wort kommen lassen will, der bei „normaler geistiger Verfassung“ ist. Außerdem sollen zukünftig „alSo“-Einblicke, -Ausblicke, -Nahaufnahmen, -Umfragen und „alSo“- „Menschelndes“ geboten werden.

Also, ob das alles ausreicht, „alSo“ unter den anderen 22 Politmagazinen ein Profil zu verleihen? Mal gucken, wie lange es Heinz- Klaus Mertes im Schatten des Scheinwerferlichtes hält. Schon am ersten „alSo“-Sonntag mag er Elke Schneiderbanger nicht ganz alleine lassen. Beim Thema „Verbrechen auf dem Vormarsch“ ist Mertes dabei: Mit Auszügen eines „Exclusiv- Interviews“, das er mit Steffen Heitmann geführt hat. „alSo“ dann. Sannah Koch

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