Bayerisches Rotes Kreuz bezog Blut aus der DDR

■ HIV-Test bei Spenderblut erst seit Mai 1985 durchgeführt

München (dpa/taz) – Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat 1985 und 1986 etwa 39.000 Einheiten ungetesteter roter Blutkörperchen bezogen, die unter anderem von DDR-Häftlingen stammten. Entsprechende Angaben des privaten Fernsehsenders Vox bestätigte gestern das BRK. Wie BRK-Sprecher Franz Saller gegenüber der taz erläuterte, hätte es sich nach Angaben der DDR-Behörden um Blut von freiwilligen Spendern aus den Blutspendezentren Cottbus und Gera gehandelt. Wenn die Stasi-Unterlagen, die ihm gestern zur Einsicht vorgelegt worden seien, stimmten, sei das BRK „belogen“ worden.

Vox berichtet, das medizinische Personal in den DDR-Gefängnissen sei zwangsverpflichtet worden, den Häftlingen Blut abzunehmen. Saller räumte ein, daß ein Teil der Blutspenden aus dem Jahre 1985 nicht auf das Aids-Virus getestet wurden. Einen entsprechenden Test hatte das BRK erst am 1. Mai 1985 eingeführt. „Davor testete niemand in der Welt Blut auf HIV“, sagte Saller. Wieviel DDR- Butspenden von Januar bis Mai nicht auf HIV getestet wurden, konnte er nicht sagen. In der Bundesrepublik war der HIV-Pflichttest für Blut seit dem 1. Oktober 1985 vorgeschrieben.

Die 34.000 Spenden aus dem Jahr 1985 wurden zum Teil nach Amerika und an die deutsche Pharmaindustrie verkauft, Blutspenden aus dem Jahr 1986 gingen zum Teil an bayerische Krankenhäuser, berichtete Saller.

Das Geschäft zwischen dem BRK und der DDR war im Rahmen der deutsch-deutschen Annäherung 1985 auf Wunsch der DDR zustande gekommen. 1986 kündigte das BRK nach acht Wochen Laufzeit die Vereinbarung mit der DDR fristlos. Laut Saller waren Unregelmäßigkeiten bei den mitgelieferten Spenderbogen aufgetreten, Etiketten der Blutspenden waren unleserlich, Laboruntersuchungen hatten erhöhte Hepatitiswerte ergeben. Bei zwei Präparaten ergab ein Kontrolltest ein HIV- positives Ergebnis.