piwik no script img

Cortazars mörderischer Swing

■ Das Jazz & Poesie Trio S.A.E.: ein taz-Gespräch mit Uli Sobotta / Konzert im KITO

S.A.E. ist das jüngste Kind der improvisierenden MusikerInnenszene Bremens. S.A.E. sind die beiden Musiker Uli Sobotta und Peter Apel sowie die Schauspielerin Anke Engelsmann (TAB). „The Canary Murder Case 2“ heißt ihr improvisiertes Jazz & Poesie-Programm; die Textgrundlage bilden Erzählungen des Argentiniers Julio Cortazar (in deutscher Übersetzung). Die taz sprach mit Uli Sobotta.

taz: Jazz & Poesie-Projekte wirken oft etwas angestrengt, was haben die ZuhörerInnen bei Euch zu erwarten?

Uli Sobotta: Nee, also Angestrengtes ganz bestimmt nicht. Ich hatte zusammen mit Peter schon länger die Idee, mal was mit Text zu machen, zusammen mit einer Schauspielerin wie Anke, die sprachlich auch ausgebildet ist. Es geht ja nicht darum, eine Geschichte zu erzählen, und die wird dann musikalisch begleitet. Wir machen ja reine Improvisation. Anke wählt die Texte aus, und wir wissen gar nicht, welchen Text sie jetzt nimmt, wir nehmen das dann auf.

Es geht mehr um Sprachmelodie und Sprachrythmus?

Ja, kann man so sagen. Die Texte Cortazars eignen sich da besonders gut, die haben so einen gewissen Swing. Cortazar selbst war ja total jazzbegeistert und hat da auch was drüber geschrieben. Also, die Texte sind uns nicht egal. Cortazar hat sowas Satirisches oder Sarkastisches und die Sachen haben Swing. Die sind auch –n bißchen verquer, inhaltlich. Das paßt.

Welche Instrumentierung gibt's?

Also, Peter spielt natürlich Gitarre und setzt auch Tapes ein. Und ich spiel Euphonium, manchmal auch so'ne Art Marimba, kein richtiges Marimba, sondern –ne Reihe ungestimmter Hölzer.

Und passiert mehr auf der Bühne als Sprache und Musik?

Na klar, das ist ja auch ein Spiel mit Stimmungen aus dem Text und der Musik heraus. Anke fängt z.B. tragisch an und kippt dann mittendrin ins Satirische, manchmal bleiben wir auch an irgendwelchen Wörtern hängen; das Ganze wird natürlich auch irgendwie körperlich ausgedrückt. Gestische Elemente. Und da ist daß auch wichtig, das Anke eben Schauspielerin ist, auch wegen der Mimik. Die trägt eben nicht einfach ‘nen Text vor, sie arbeitet ja damit. Und dann ist da unsere Reaktion, die nimmt sie ja auf. Aber es ist eben ein offener Prozeß, spontane Reaktion und Gegenreaktion von Musik und Text/Sprache auch mit körperlichen Darstellungen. Fragen: Arnaud

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen