Mathe für's Taxi - Kummer cum Laude

■ Berufsziel: Entweder Prof oder Manager

Studentinnen und Studenten als Taxi-FahrerInnen gesucht: Zwischen Studium und Karriere liegt für die meisten vom akademischen Nachwuchs das große Ungewisse. Mit Kummer cum laude in den „Praxisschock“, den traumatischen Übergang vom Studium ins Berufsleben.

Schon während der Hochschulausbildung über die Zeit danach nachzudenken, das zog am Montag mehr als 150 Studierende des Fachbereichs in die Veranstaltung „Berufsqualifikationen und Arbeitsmarkt“. Einhelliger Tenor: „Die Einbahnstraße Studium, Examen, Beruf gilt nicht mehr“, so Uni-Dozent Dr. Harald Böhme, „die Berufsqualifizierung ist nicht mehr automatisch mit dem Examen erreicht.“

Wer als Informatik-Diplomand nicht eine akademische Kariere einschlägt, geht zum Beispiel als Softwareberater in die Industrie. Stichworte für die erfolgreiche Bewerbung sind die Spezialisierung und Ausweitung der Arbeitsbereiche. Mathe allein genügt nicht für eine strahlende neue Karriere. Um einen Job zu bekommen, sollte ein Informatiker möglichst auch Kenntnisse in Betriebswirtschaft mitbringen; Wer in der Computerbranche eine Chance haben will, der muß über seinen Kirchturm hinweggucken und sich Spezialwissen aneignen..

Zusatzqualifikationen für die EDV werden oft nach dem Fachstudium in den Betrieben antrainiert. Zunehmend verlagern sich die Arbeitsplätze von den großen Rechenzentren bei Unis und Behörden hin zu Beratungstätigkeiten für private Anwender und Firmen. So beraten Informatiker Unternehmen bei der Einrichtung von Computersystemen, erstellen und verkaufen Rechnerprogramme.

Die Crux des Studiums: Die Realität der Uni ist weit entfernt von dem, was im Beruf verlangt wird. Die Fachbezogenheit wird den sich ändernden Anforderungen der Praxis immer weniger gerecht. „Machen Sie sich die Praxis des Berufes früh und oft transparent“, mahnte Unternehmensberater Horst Kühle vom Hamburger Software-Beratungsunternehmen pdv.

Der Manager mit Biss ist gefragt: „Besinnen Sie sich auf ihre persönlichen Fähigkeiten, um ihre Position im Beruf zu finden. Sie müssen sich als Führungskraft verstehen.“ Und wer es bis dahin immer noch nicht recht verstanden hatte, dem wurde vom Vertreter des Bremer Arbeitsamtes, Detlev Stüwe, der Kopf gewaschen: „Fachidioten bleiben demnächst auf der Strecke.“ Stüwe bemängelte, daß in Stellenbewerbungen immer noch zu einseitig auf die Darstellung fachlicher Qualifikationen geachtet wird, obwohl Stellenanzeigen der Betriebe zunehmend nach persönlichen Qualifikationen fragen.

Flexibilität, Durchsetzungskraft und Kreativität sind die Renner im Bewerbungswettlauf. Zauberwörter sind hier Leistungs- und Lernbereitschaft, Initiative und die Fähigkeit zu Kooperation und Problemlösung. Harte Zeiten für Taxi- Unternehmen.

Andre Hesel