Täter und Opfer in einem, Topf -betr.: "Anneinander vorbei dialogisiert", taz vom 13.11.93

Da sitzen sich also Bewohner einer Straße und ein Staatsrat gegenüber wie ein „altes Ehepaar“. Haßliebe bestimmt das Verhältnis zueinander. Wenn das nicht demokratisch ist: ein Staatsrat mit seinen Bürgern: engverbunden! So zumindest die Sichtweise von J. Grabler. Mensch Jochen! In der Tat gibt es Kommunikationsstörungen. Aber die sind doch nicht in psychischen Verstrickungen begründet!

Da gibt es politische „Macher“, die uns ungefragt vor 10 Jahren die DROBS in die Straße setzten und da gibt es Bürger, die sich lange in sozialem Verantwortungsbewußtsein quälten. Bis wir vor knapp drei Jahren kapierten, daß diese Verantwortungsbereitschaft ausgenutzt wird. Seitdem kämpfen wir um das Überleben unserer Straßen und des Viertels. Mittlerweile hat sich jedoch eine Atmosphäre der Hysterie gegenüber dem Problem der Betreuung von Drogenabhängigen in der Stadt ausgebreitet. Vor dieser Situation kapituliert die Politik opportunistisch.

In der Tat sind die Argumente oft - folgenlos - gewechselt worden. Das ist es, was uns so verzweifelt und mißtrauisch macht. Jeder, auch Du, Jochen, weiß um die Verhältnisse im Viertel. Du hast es oft genug in Deinen Artikeln bewiesen. Es gibt keine Argumente, die für den weiteren Verbleib der DROBS in dieser kleinen Wohnstraße - und auch im Viertel - sprechen. Politiker vernebeln dies gern, denn jede Alternative hieße: Konflikte mit anderen Stadtteilen, Verlust von Wählerstimmen. Und da erzählst Du uns was von kommunikationsgestörtem Ehepaar. Schon wieder die verhängnisvolle Gleichsetzung von Tätern und Opfern! Dein Blick für Verhältnisse war schon mal klarer, Deine Artikel mutiger. Hat dies was mit dem „betroffengestählten“ taz-Geschäftsführer Lampe als neuem Moderator des Runden Tisches zu tun? „Viel Arbeit für Lampe“ schreibst Du. Wobei? Uns zu befrieden? Wer ist das Problem? Wir? Oder die Verslumung? Bodo Bilinski