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Lokalkoloratur

„Vielen Dank, Schatz, ich liebe Dich“, schluchzte der schlaksige junge Mann ins Mikrophon auf dem grünen Parkett der Frankfurter Festhalle, nur wenige Minuten, nachdem er etwas getan hatte, was selbst Henry Gondorff alias Paul Newman bei seiner legendären Kartenpartie mit Doyle Lonegan im Zug zwischen New York und Chicago nicht wagte: Er hatte ein 27. – in Worten: siebenundzwanzigstes – As aus dem Handgelenk geschüttelt und durfte darob nicht nur 1,2 Millionen Dollar, sondern auch noch den Titel eines Weltmeisters, wenn schon nicht im Pokern, so doch immerhin im Tennis, sein eigen nennen. Michael Stich aus Elmshorn, König des Tiebreakes, Champion der Filzkugel und nun auch computertechnisch akzeptiert Zweitbester seines Berufsstandes, hatte Pete Sampras, den Aufschlag-Roboter aus Amiland, der seinen diesjährigen 1000 Assen lediglich elf hinzufügen konnte, mit dessen eigenen Waffen sowie der Liebe seiner Frau bezwungen und dazu auch noch die Gunst des Publikums errungen, daß ihn noch vor zwei Jahren an gleicher Stelle im verlorenen Nord-Süd-Konflikt mit dem Bobbele aus Baden mit Liebesentzug gestraft hatte. Die Freunde kommen eben mit dem Erfolg. smv

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