piwik no script img

Boykott der Frauenbeauftragten

■ Jurist Ipsa: Niedersächsisches Gesetz verfassungswidrig

Vechta Das im Sommer in Kraft getretene Landesgesetz zur Einstellung von Frauenbeauftragten in Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern ist nach Ansicht des Verfassungsrechtlers Jörn Ipsen „in mehrfacher Hinsicht verfassungswidrig“. Der Direktor des Instituts für Kommunalrecht an der Universität Osnabrück empfahl eine Verfassungsbeschwerde beim Niedersächsischen Staatsgerichtshof. Unter Federführung der Stadt Vechta hatten 22 Städte und Gemeinden Ipsen mit der Erstellung eines Rechtsgutachtens beauftragt.

Nach Ansicht der Stadt Vechta bedeutet das Gesetz einen Eingriff in die Organisations- und Finanzhoheit der Kommunen. Mit der Einstellung einer hauptamtlichen Frauenbeauftragten würden Haushaltsmittel für die Bürokratie gebunden, die besser sofort der „Sachaufgabe Gleichstellung“ zur Verfügung stehen sollten. Ipsen führte an, unter anderem verstoße das Gesetz gegen die Personalhoheit, da entgegen dem Verfassungsgebot nur eine Bewerberin berücksichtigt werden könne. Die Vorgabe, Städte ab 10.000 Einwohnern müßten eine Frauenbeauftragte einstellen, sei „aus der Luft gegriffen“. Ipsen empfahl Städten und Gemeinden, keine entsprechenden Stellen einzuplanen, sondern „die Entscheidung des Statsgerichtshofes in Ruhe abzuwarten“. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen