: Lockerbie – Der Film
■ Amerikaner, Briten und eine libysche Firma produzieren einen Film über den Anschlag auf einen US-Jumbo
Kairo (taz) – Die Lockerbie-Affäre biete genügend Stoff für einen spannenden Film, dachte sich der US-Fernsehproduzent Allan Francovich. Bei dem Anschlag auf einen Jumbo der US-Gesellschaft Pan Am über dem schottischen Ort Lockerbie waren im Jahr 1988 270 Menschen getötet worden. Die Regierungen in Washington und London machten zwei Libyer für den Anschlag verantwortlich. Weil sich die libysche Regierung weigerte, sie auszuliefern, verhängte der UN-Sicherheitsrat ein Embargo gegen das Land.
In den nächsten vier Wochen soll zu dem Thema ein 90minütiger Film produziert werden. Finanziert wird das auf 633.000 britische Pfund veranschlagte Projekt laut der britischen Zeitung Financial Times von der multinationalen Handelsgesellschaft Lonroh und der Libysch-Arabischen Finanzgesellschaft. Hinter der Firma steht die libysche Regierung. Die Zusammenarbeit führte zu Kontroversen in der Geschäftsführung von Lonroh. Hauptgeschäftsführer Tiny Rowland gab jedoch grünes Licht für das Projekt. 105.000 Pfund sollen bereits von der Firma auf einem Schweizer Konto einer eigens für den Film in der Karibik geschaffenen Gesellschaft namens „Ilemar“ hinterlegt worden sein. Interviews mit den beiden beschuldigten libyschen Geheimdienstlern sind beantragt.
Rowland und Francovich behaupten, starke Indizien für die Unschuld der Libyer zu haben. Bereits vor einigen Monaten hatte ein ehemaliger hoher CIA-Beamter gesagt, für den Anschlag seien der syrische Geheimdienst und eine radikale Palästinensergruppe verantwortlich.
Trotz der libyschen Teilfinanzierung betont Francovich seine Unabhängigkeit. Er will sich sofort zurückziehen, sollten Lonroh oder die Libyer in irgendeiner Weise intervenieren. Hinterbliebene der Opfer äußerten sich zufrieden über das Filmprojekt. Francovich sei ein integrer Mann, sagte ein Sprecher der Angehörigen. Die Recherche zu dem Film sei eine Möglichkeit, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Karim El-Gawhary
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