Christdemokraten führen erstmals Frauenquote ein

■ KandidatInnen entsprechend Mitgliederanteil

Neckarsulm (AP) – In der baden-württembergischen CDU müssen Frauen künftig gemäß ihrem Mitgliederanteil auch bei den Bewerbungen für alle Parteigremien vertreten sein. Eine entsprechende Frauenquote beschloß der Landesparteitag mit der denkbar knappsten Mehrheit von nur einer Stimme am Samstag in Neckarsulm.

Der vom Landesvorstand eingesetzte Arbeitskreis Frauen war zuvor allerdings mit seinem weitergehenden Quotenvorschlag nach dem Vorbild der SPD gescheitert: Der Arbeitskreis wollte den Frauen- Anteil nicht nur unter den Kandidaten, sondern in den gewählten Gremien festschreiben. Zu den Gegnern dieses Vorschlags gehörte auch der Parteivorsitzende und Ministerpräsident Erwin Teufel, der sich ebenso gegen eine Frauenquote bei Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen aussprach. Zugleich stellte Teufel in der Debatte aber „großen Nachholbedarf“ der CDU in Sachen Frauen fest und rief den Gegner des Frauenförderplans zu: „Geben Sie sich einen Ruck!“

Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann sagte: „Wir Baden-Württemberger stehen in der Bundes-CDU nicht gut da.“ Die Union müsse für junge Frauen attraktiver werden. Von den Mitgliedern der Südwest-CDU sind 19 Prozent Frauen. Bei der Landtagswahl 1991 hatten je ein Viertel der jungen Frauen CDU, SPD und Grüne gewählt.

Für die Europawahl im kommenden Juni setzte der Parteitag Europaabgeordnete auf die ersten fünf Listenplätze: Platz eins vergaben die Delegierten an den früheren Regierungsrat Siegbert Alber aus Stuttgart. Ihm folgen die stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Diemut Theato, Karl von Wogau, Honor Funk und Winfried Menrad. Ein Vorschlag aus Nordbaden, „im Geist des neuen Frauenförderplans“ Diemut Theato zur Spitzenkandidatin zu küren, lehnte Wissmann ab: Der nordwürttembergische Bezirksvorsitzende machte deutlich, daß sein Bezirk nicht auf die Spitzenposition verzichten wolle.