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Nach Messerstichen verblutet

■ Autohändler mit schweren Schnittverletzungen tot aufgefunden

Einen grausigen Fund machten Passanten am frühen Sonntag morgen in der Nähe des alten Pumphauses in Farge: in einem weißen VW-Golf, der bei laufendem Motor mit den Vorderrädern über einem Wassergraben hing, lag gefesselt ein toter Mann. Der 53jährige war von mehreren Schnitten und Stichen am Hals und Kopf so schwer verletzt worden, daß er verblutet war. Das Opfer, ein Gebrauchtwagenhändler aus Bremen-Nord, war seit Freitag abend als vermißt gemeldet.

Das Verbrechen sei „teilweise aufgeklärt“, meldeten gestern Bremer Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei. Sie suchen einen 22jährigen Mann aus Vegesack, den sie für den Täter halten, weil ihn Zeugen schwer belasten. Er soll – möglicherweise mit einem Komplizen – den Autohändler bereits am Freitag abend erstochen haben.

Die Leiche wies nach Angaben des ermittelnden Staatsanwaltes, Frank Repmann, schwere Wunden auf, die auf einen Kampf des Opfers mit dem oder den Tätern schließen lassen. „Einer der Stiche durch die Wange traf die Halsschlagader und war für den Tod verantwortlich“, erläuterte Repmann die Ergebnisse der Obduktion.

Der Tathergang, so die Staatsanwaltschaft, sei relativ klar: der Autohändler sei zu dem Verdächtigen in die Wohnung gefahren, um über den Verkauf eines Autos zu verhandlen. Eine Nachbarin gab an, aus der Wohnung laute Geräusche und Hilfeschreie gehört zu haben, bei einer Haussuchung fanden die Kripo-Beamten frische Blutspuren, die teilweise durch Überstreichen verborgen werden sollten. Auch weise die Leiche schwere Schnittverletzungen an den Händen auf, die „typische Verteidigungsverletzungen“ seien. Die Tatwaffen, zwei verschiedene Messer, werden von der Polizei noch gesucht.

Ein Freund des vermeintlichen Täters gab bei seiner Vernehmung durch die Polizei an, dieser habe ihn am Freitag abend gebeten, ihm bei der Beseitigung der Leiche zu helfen. Er habe dies aber abgelehnt, worauf der 22jährige die Leiche eigenhändig zum Transport verschnürt und per Schubkarre zum wartenden Auto transportiert haben soll.

Staatsanwalt Repmann erklärte, er habe so viele Indizien, daß noch gestern Haftbefehl gegen den Flüchtigen erlassen werden sollte. Von der Frage, ob der Täter in der Wohnung des Opfers etwas hat mitgehen lassen, wird es abhängen, ob die Anklage auf Mord oder – wenn er nichts genommen hat – „nur“ auf Totschlag lautet. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt.

Bernhard Pötter

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