: „Teure“ Patienten abgewiesen
■ Kliniken ziehen wegen Gesundheitsreform die Notbremse
Hamburg (dpa/taz) – Krankenhäuser in der Bundesrepublik verweigern derzeit aus Kostengründen die Aufnahme „teurer“ Leukämie- oder Aids-Patienten. Das erklärte gestern die „Ständige Konferenz der Verbände im Gesundheitswesen“. Es sei ein Skandal, daß verfehlte Finanzierungsvorschriften des Gesundheitsstrukturgesetzes die medizinische Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser drastisch einschränkten.
„Hier zeichnet sich eine Entwicklung mit unmenschlichen Auswirkungen für die betroffenen Patienten ab“, stellte die Konferenz fest, zu der 29 Verbände des Gesundheitsdienstes, die Ärzte- Organisation Marburger Bund und die Deutsche Angestellten- Gewerkschaft (DAG) gehören.
Die Uni-Klinik in Münster hat beispielsweise auf der Aids-Station die Bettenzahl befristet auf neun halbiert, in der Abteilung für krebskranke Kinder sollen vier von zwanzig Betten gesperrt werden. Die Klinik muß bis Jahresende 2,5 Millionen Mark einsparen, um ein Defizit abzuwenden. Nach dem Gesundheitsstrukturgesetz dürfen die Kliniken in diesem Jahr 3,1 Prozent mehr ausgeben als 1992. „Real haben sie damit weniger zur Verfügung“, erklärte kürzlich Ulrich Preusker, Sprecher des Marburger Bundes, angesichts steigender Kosten. Er schätzt, daß es bei einem Drittel der Krankenhäuser zu derartigen Einsparungen kommt. Es sei gang und gäbe, planbare und nicht lebensnotwendige Operationen ins nächste Jahr zu verschieben.
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