Heitmanns Nachfolge

■ FDP bleibt bei Hamm-Brücher

Bonn (taz) – Helmut Kohls Zwangslage nach dem Heitmann- Fiasko scheinen die Liberalen förmlich zu genießen. Fast blitzte gestern Schadenfreude auf, als FDP-Generalsekretär Werner Hoyer das Festhalten seiner Partei an der Bundespräsidentin-Kandidatin Hildegard Hamm-Brücher bekräftigte. „Außerordentlich unglücklich verfahren worden“ sei in der Kandidatenfrage, und von der FDP werde nun erwartet, daß sie das in den Brunnen gefallene Kind rette, klagte Hoyer. Doch die Liberalen sehen nach den Worten ihres Generalsekretärs im Moment keinen Grund, Hildegard Hamm- Brücher zugunsten eines Koalitionsvorschlags zurückzuziehen.

Der Druck des Koalitionspartners steigt, aber offensichtlich will die FDP die Chance zum Schärfen ihres liberalen Profils nutzen. Es bestehe kein Anlaß, in „operative Hektik“ zu verfallen, denn es herrsche kein Zeitdruck, meinte Hoyer. Nicht die FDP, sondern andere seien nun am Zuge. Hoyer erinnerte aber auch daran, daß Hildegard Hamm-Brücher erklärt habe, eine Konsenslösung werde an ihr nicht scheitern.

Die CDU verlangte gestern wieder, daß sich die FDP nach dem Heitmann-Rücktritt in der Kandidaten-Frage beweglich zeigt. Hildegard Hamm-Brücher sei als Gegenkandidatin zu Heitmann aufgestellt worden, mit dessen Rücktritt sei eine neue Situation entstanden, die FDP müsse auf sie reagieren, forderte CDU-Generalsekretär Peter Hintze gestern. Anders als Hoyer nannte Hintze auch ein Wunschdatum für eine Einigung: Bis zum Jahreswechsel soll der Kandidat der Koalition gefunden sein.

Hoyer vergaß gestern auch nicht, jene FDP-Bundestagsabgeordneten zu rüffeln, die sich nach dem Rücktritt Steffen Heitmanns in Interviews für einen Verzicht der Kandidatin Hildegard Hamm- Brücher zugunsten Roman Herzogs ausgesprochen hatten. Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts gilt als Favorit der Union für das Amt. mon