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Volkstümliche Hamburger Bratwurst

Vom romantischen Biedermeiermarkt zum atemberaubenden Nervenkitzel: Der deutsche Schaustellerverband feiert im Januar 1994 seinen 110. Geburtstag. Parallel dazu zeigen Hersteller von „Vergnügungsanlagen“ in den Messehallen ihre Exponate. „Bei uns kauft die Welt“, rühmte wenig bescheiden Bruno Schmelter, Vizepräsident des Verbandes, die größte internationale Fachmesse, die gestern auf einer Vorab-Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Über „Sensationen“ wollte man allerdings „wegen der Konkurrenz“ noch keine Auskunft geben. „Sicher werden die 'Fliegenden Bauten' schneller, raffinierter, vor allem aber teurer.“ Ein „Magic Mountain“, die moderne Form der Geisterbahn, ist für satte 20 Millionen Mark zu haben.

Bruno Schmelter lobte die deutschen Volksfeste als „die sichersten der Welt“. Daran soll auch der europäische Binnenmarkt nichts ändern - die deutsche „TÜV-Norm“ ist für ihn unverzichtbar.

Trotz steigender Besucherzahlen - „wir bieten das Beste, Schönste, Feinste“ - blicken die Schausteller mit Sorge in die Zukunft: „Die Betriebskosten laufen davon“, klagte Schmelter. Ein Abwälzen auf die Besucher lehnt er dankenswerterweise ab: „Der Dom muß volkstümlich, also bezahlbar bleiben.“ So ist man stolz, daß die Bratwurst auf dem Hamburger Dom billiger ist als in München. Das läge auch an den guten Kontakten zu den Hamburger Behörden. Aber: „Ohne den Zusammenhalt der Schaustellerfamilien gäbe es schon seit dreißig Jahren kein Volksfest mehr.“

Gaby Werner

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