Jumps mit Puschel

■ American Football ohne Cheerleading? Nein danke!

Die Randerscheinung ist gar keine, sondern Sport. Puschel schwenken, herumhüpfen, nett lächeln und markige Sprüche intonieren - das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte besteht aus Training und einer genauen Spiel-Kenntnis. American Football ist ohne Cheerleader nicht denkbar, die Publikum und Mannschaft anfeuern und mit ihren Chants den Spielverlauf kommentieren. „Die Jungs können nicht ohne die Mädchen und die Mädchen nicht ohne die Jungs“, lautet die Devise.

Am Wochenende konnten die Mädchen doch ohne die Jungs. Bei der 1. Hamburger Cheerleader-Meisterschaft waberte ein Hauch von Übersee durch die Halle. Geschminkte Mädchen schmetterten ihre Chants und Cheers und brachten das Publikum in US-gerechte Wallungen. Jumps, Pyramiden, die Pompons genannten, bunt glitzernden Staubwedel und Schlachtrufe wie „You are number one“ oder „Come on and fight, fight, fight“ zwingen zum Jubeln - das ist die Philosophie des Cheerleadings.

Das übrigens früher mal Männersache war. Berühmte Zeitgenossen wie James Stewart und Präsident Eisenhower (oder doch Teddy Roosevelt, wie eine Aktive versicherte?) waren begeisterte „Jubler“. Erst seit den Zwanzigern nahmen immer mehr Frauen den Pompon in die Hand, heute sind Männer eher Mangelware. Das paßt prima ins Bild: Die kühnen Recken kämpfen auf dem Platz und die kleinen Dummchen helfen beim Jubeln. „Man kommt sich manchmal nicht richtig angenommen vor“, klagt Carola (16) von den Patriots.

Was den Reiz des Cheerleadings eigentlich ausmacht, versucht Anke (18) von den Silver Eagles zu erklären: „Daß man auf dem Spielfeld steht und das Publikum anheizt. Wir gehen mit der Motivation auf den Platz, daß die Jungs gewinnen. Wir müssen hundertprozentig hinter ihnen stehen.“ Sagt es und bestätigt eigentlich nur das Klischee. Aber so ist das wohl.

Den Meistertitel trugen übrigens die Harburg Rubberducks davon, und - Hommage an die guten alten Zeiten? - im Mixed Squad der Blue Angels jubelten Frauen und Männer gemeinsam.

Gunnar Griepentrog