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Metropopelig

■ Der „Medienstandort Berlin“ war Thema einer Diskussion im taz-Haus

In der letzten Woche hat die Babelsberg GmbH den Grundstein für ein modernes Dienstleistungszentrum der Filmstudios gelegt. Bekannt ist auch, daß Medienmogul Leo Kirch sich 50.000 Quadratmeter in Johannisthal gesichert hat, um dort Studiohallen hochzuziehen. Sind das neue Signale? Ist das Duo Berlin-Potsdam auf dem Weg zur Medienmetropole?

Die Expertenrunde (in der Branche gibt's offenbar fast nur Männer), die am letzten Donnerstag zur taz in die Kochstraße gekommen war, war da skeptisch. Zwar hatte man sich, auf Initiative von taz und der Werbeagentur Motus, getroffen, um den Anstoß zu einer Imagekampagne für den Medienstandort Berlin zu geben. Doch die Bestandsaufnahme fiel erst mal ernüchternd aus. Berlin hat den Strukturwandel noch nicht begriffen, analysierte Adelbert Rohloff von Bertelsmann, dessen Konzern bei der Ufa Babelsberg investiert. Aus Nordrhein-Westfalen sind die Bertelsmänner da anderes gewohnt: „Dort ist Medienpolitik Chefsache, da macht's der Staatsminister Clement. Und wenn eine Filmproduktion mal schnell 40 Polizeiwagen braucht, dann hebt der nur den Telefonhörer ab.“ Den anderen Podiumsteilnehmern blieb es überlassen zu spekulieren, wie viele Monate die einschlägigen Behördengänge in Berlin dauern würden.

Tatsache ist: Berlins Parteien haben keine MedienpolitikerInnen, die dieses Attribut verdienen. Die Politikverdrossenheit der Anwesenden aus dem Medienbusiness, von RTL-Radio bis zur Werbeagentur Scholz&Friends, bekam vor allem Dr. Lüder von der Wirtschaftsförderung des Senats deutlich zu spüren.

Der machte allerdings auch keine glückliche Figur. Daß er ausgerechnet einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1985 (Titel: „Berlin im Aufwind“) in die Höhe hielt, um damit die „kontinuierliche Transformation“ der städtischen Wirtschaftsstruktur zu belegen, rief bei seinen Nachbarn auf dem Podium eher mitleidiges Lächeln hervor. Horst Schättle, Fernsehdirektor des SFB, forderte da schon konkreter „eine richtige Initialzündung“ für Fernsehfilmproduktionen im großen Stil, vor allem für die Hunderte von Spartenkanälen der Zukunft und die großen Märkte im östlichen Europa. Da habe Berlin-Brandenburg doch die idealen Voraussetzungen.

Andere zeigten sich skeptischer. Sie beklagten die andauernde Konkurrenz zwischen beiden Bundesländern und die „metropopelige“ Tageszeitungslandschaft, in der täglich nur ein paar zigtausend Exemplare überregionaler Blätter verkauft werden. Man schmore weiter zu sehr im eigenen Saft.

Die Initiative von taz und Motus, die den Topfdeckel lüften will, fand immerhin allgemeinen Anklang. Doch auch hier braucht es wohl noch eine Initialzündung, die über die kritische Bestandsaufnahme hinausgeht. Michael Rediske

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