Die Krise hat sich gelohnt

■ Herbstbilanz der Deutschen Bank mit Rekordgewinnen

Frankfurt (AP/taz) – Eine menschliche Regung konnte Hilmar Kopper nicht unterdrücken. Denn auch der Vorstandsvorsitzende spürt, daß die Herbstbilanz der Deutschen Bank an die Schamgrenzen rührt. Allein Wertpierhandel und Spekulation auf den Devisenmärkten spielte in den ersten zehn Monaten des Jahres 1,5 Milliarden Mark in die Kassen.

Für solche Zahlen jedoch müsse „sich kein Banker in Deutschland genieren“, rief Kopper erregt in den Saal. Daß der Gesamtertrag (nach Steuern) nur um 21 Prozent auf 1,85 Milliarden Mark angewachsen sei, müsse im internationalen Rahmen sogar als „Unterentwicklung“ betrachtet werden.

So recht konnte die Klage jedoch nicht überzeugen angesichts einer Bilanzsumme, die nunmehr auf 540 Milliarden Mark angewachsen ist. Damit kann der Branchenführer auch unsichere Kunden verkraften. Daimler-Benz zum Beispiel mit seiner AEG, die noch heute verscherbelt werden soll. Die Krise habe der „Bonität“ solcher Unternehmen „zugesetzt“, umschrieb Kopper das Problem, das mit Bordmitteln gelöst wird. Die „Risikovorsorge“ werde auf drei Milliarden Mark aufgestockt. Seit Januar sind schon 2,5 Milliarden Mark zurückgelegt worden: „Die Zeichen stehen auf Sturm“, „Entspannung“ sei nicht in Sicht.

Das beste Geschäft sind denn auch schon lange die ausländischen Töchter, die fast die Hälfte aller Einnahmen erbringen. Im Inland macht nicht nur die deutsche Krise Sorgen, sondern auch noch der Bundesgerichtshof. „20 Millionen Mark“, rechnete Vorstandsmitglied Georg Krupp vor, kostet ein Urteil der obersten Richter aus der letzten Woche. Es verbietet, Gebühren für Barzahlungen auf Girokonten zu erheben – eine Dienstleistung, die nun mal einen „leistungsgerechten Preis“ fordere. Kein Kunde habe sich beschwert oder gar die schon bezahlten Gebühren zurückverlangt. Sollte das doch geschehen, werde die Bank das Geld „natürlich erstatten“. Ja, aber wovon bloß? nh