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Warum starb

■ Wolfgang Grams? Diskussion mit Anwalt der Familie Grams

Auffällig unauffällige Mittdreißiger neben Uni-Professoren, selbstgestrickte Pullover neben Autonomen mit schwarzer Lederjacke und Motorradstiefeln. Wie starb Wolfgang Grams? Etwa 200 Interessierte diskutierten in der Evangelischen Fachhochschule darüber mit den Anwälten Andreas Groß und Berthold Fresenius.

„Es wurde bei den Ermittlungen bewußt auf Zeit gespielt“, so die These von Andreas Groß, dem Rechtsanwalt der Familie Grams. Noch immer habe er keine Einsicht in die Ermittlungsakten, klagte er. Die Staatsanwaltschaft in Schwerin betreibe die Einstellung der Ermittlungen, alle eindeutigen Spuren seien fachmännisch korrekt vernichtet worden, lauten seine Vorwürfe. „Die Menschen glauben immer mehr an die offizielle Theorie vom Selbstmord, gegen die Zeugen und Indizien“, meint der Anwalt. Die wenigen übriggebliebenen Spuren lassen nach dem offiziellen Gutachten zwar die Möglichkeit eines Selbstmordes zu.

Doch Zweifel bleiben: zwei Tage nach den tödlichen Schüssen wurde der Bahnhof in Bad Kleinen frisch gestrichen. Ermittlungsbeamte, eigentlich Experten für Spurensicherung, gaben vor der Beweissicherung die Anweisung, Kopf und Hände des toten Wolfgang Grams zu waschen. „Mögliche Beweise wurden dadurch endgültig vernichtet“, so das Resümee von Andreas Groß. Die Öffentlichkeit werde frech und unverfroren verdummt.

Jeder sollte sich ein eigenes Urteil bilden und sich „nicht von Stille und Diffusion lähmen lassen“, appellierte der Diskussionsleiter Christoph Nix, Professor und Rechtsanwalt, an die Zuhörer. Der Staat solle „bei seinen Grundwerten genommen“ werden. Das Resultat war eine improvisierte Spendensammlung, um die Recherchen der Anwälte zu unterstützen. Die gedrückte Stimmung im Publikum blieb.

Anwalt Groß kündigte ein Klageerzwingungsverfahren an, falls die Ermittlungen um den Tod von Grams eingestellt würden.

Konrad Baer

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