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Stille Nacht, Gonzo wacht

■ Neu im Kino: Die Muppets-Weihnachtsgeschichte von Brian Henson/ Nach 9 Jahren Pause können Kindsköpfe wieder lachen

Miss Piggy brät die Festtagsgans, Fuzzy Bärs Weihnachtsrede unterbrechen die beiden Grantlern wieder mit gnadenlos fiesen Zwischenrufen, Kermit zappelt über den Gabentisch und „das Tier“ zertrommelt die stille Nacht. Endlich sind sie wieder da: Neun Jahre lang mußten wir Kindsköpfe auf die nächste Lieferung aus dem Muppetland warten. Nach dem Tode des Puppenmeisters Jim Henson sah es ganz so aus als blieben uns nur die Wiederholungen der Shows und Filme im Fernsehen. Aber jetzt hat Sohn Brian Henson die Regie über Monster, Ratten und Schweine übernommen, und er läßt die Puppen mit dem gleichen Esprit tanzen.

Wie bei allen Muppetshows ist die Story zweitrangig, auch wenn es immerhin die Weihnachtsgeschichte von Charles Dikkens ist. Der geizige Menschenfeind Ebenizer Scrooge, der in der Weihnachtsnacht von den Geistern der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft auf den kitschig rechten Weg verschreckt wird, war damals eine Paraderolle für Onkel Dagobert. Jetzt spielt ihn Michael Caine, dem man den Spaß ansieht, mit dem er die Stoffkonstruktionen zuerst piesackt und schließlich in exzessiver Menschen-, nein, Puppenliebe ertränkt.

Aber der Star ist diesmal der große Gonzo, der sich gleich zu Anfang als der geniale Charles Dickens himself vorstellt und als Erzähler durch die Geschichte führt. Dabei gibt es schöne ironische Brechungen, etwa wenn seine kritische Begleiterin, die Ratte, ihn fragt, woher er denn alles so genau wissen kann – und er ihr in zwei Sätzen das Prinzip der Literatur des 19. Jahrhunderts als allwissender Erzähler präsentiert. Dies hindert seine fiktiven Figuren allerdings nicht daran, ihm die Nase zu verbiegen, oder ihn in hohem Bogen in den Schnee zu werfen.

Viele Pointen der „Muppets- Weihnachtsgeschichte“ zielen weit über die Köpfe der Kinder im Publikum, so daß die Eltern bei diesem Film mehr lachen als ihre Zöglinge. Und auch die Ratte hat so ihre Bedenken: Sind einige Szenen nicht zu grauslig für die jungen Zuschauer? „Unsinn“, kontert Gonzo souverän: „Ist doch Weltliteratur!“

Wilfried Hippen

Im Ufa-Palast und einer Schuhschachtel des UT-Kinos

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