Piloten ihr Spielzeug weggenommen

■ Uni-Streik: TU-StudentInnen besetzten Flugsimulator

Vier Wochen nach Streikbeginn verschärften StudentInnen der TU gestern ihre Kampfmaßnahmen, um sich gegen die ihrer Meinung nach katastrophale und konzeptionslose Bildungspolitik des Berliner Senats zu wehren. Seit den frühen Morgenstunden blockierten sie die Eingänge des Franklin-Gebäudes und das Institut für Luft- und Raumfahrt.

Besonders brisant war gestern nachmittag die Lage am Institut für Luft- und Raumfahrt. In dem Gebäude ist ein Airbus-Flugsimulator untergebracht, der mit öffentlichen Mitteln finanziert, jedoch größtenteils von der Industrie benutzt wird.

Nachdem eine Tagung von Lufthansa-Piloten ausfiel, drohte die Betreiberorganisation „Zentrum für Flugsimulation Berlin“ (ZFB) mit Schadenersatzforderungen. Eine Stunde an dem Gerät kostet 1.200 bis 1.500 Mark. Um eine solche Klage zu verhindern, dachte der Präsident der TU, Herbert Schumann, offen über eine Räumung des Gebäudes nach und stellte den Besetzern ein Ultimatum bis 15 Uhr. Gleichzeitig verhandelte er mit einer studentischen Abordnung. Am späten Nachmittag hatten sich die Wogen wieder geglättet. Bis Redaktionsschluß war nicht klar, ob die Blockade heute fortgesetzt wird.

Zur gleichen Zeit beschlossen StudentInnen der Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften auf einer Vollversammlung, bis zum 4. Januar weiterzustreiken und das Franklin-Gebäude besetzt zu halten. Die Gebäudebesetzungen wurden damit begründet, daß der Veranstaltungsboykott immer wieder ignoriert würde. Dadurch würden die streikenden StudentInnen benachteiligt und der Streik selber an Wirkung einbüßen.

Insgesamt streiken neun der fünfzehn Fachbereiche an der TU. Außer den beiden neu besetzten Gebäuden blockieren StudentInnen der Planungs- und Gesellschaftswissenschaften seit mehreren Wochen das Gebäude in der Dovestraße. Martin Hörnle