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Daimlers neue Aktionäre

■ Keine Insidergeschäfte vor Fusion?

Berlin (dpa/taz) – Das Daimler- Imperium erhält eine neue Aktionärsstruktur. Die Mercedes-Aktiengesellschaft-Holding (MAH) besiegelte gestern auf ihrer letzten Hauptversammlung die Verschmelzung mit der Daimler-Benz AG. Eigentlich nichts Spektakuläres, wäre nicht an einem späten Freitagnachmittag im April jener Deal über die Bühne gegangen, der den IG-Metall-Boß Franz Steinkühler seinen Job kostete. An jenem Tag wurde die Fusion der beiden Aktiengesellschaften beschlossen, bei der die billigeren MAH-Aktien im Verhältnis 1:1 in teurere Daimler-Aktien getauscht werden sollten. Zwar war der Parketthandel an der Börse bereits beendet, doch über das computergestützte Handelssystem ließen sich schnell noch ein paar MAH-Werte ordern. So war es auch nicht erstaunlich, daß die Vorgänge im April die meiste Diskussion auf der Hauptversammlung auslösten. Den Verdacht von Insidergeschäften während der Vorbereitung des Verschmelzungsprozesses wies die MAH gestern erneut zurück. Der ehemalige IG-Metall-Chef, damals Arbeitnehmervertreter im Daimler-Aufsichtsrat, habe auch nicht zu dem Kreis der Mitglieder gehört, die die Verschmelzung beschlossen hätten, sagte MAH-Vorstandssprecher Johannis Semler. Steinkühler wurde damals vorgeworfen, für knapp eine Million Mark MAH-Anteile vor der Verschmelzung gekauft und dabei schätzungsweise 160.000 DM verdient zu haben.

Daimler-Chef Edzard Reuter bezeichnete die Verschmelzung als besten Weg für alle Beteiligten. Der Konzern brauche sich nicht mehr abzuschotten oder vor einer möglichen feindlichen Übernahme zu schützen. Die MAH war 1975 gegründet worden, um einen Aufkauf von Daimler-Benz durch ausländische Investoren zu verhindern. Sie ist mit 25,23 Prozent an Daimler beteiligt; die Hälfte der Anteile zeichnen Kleinaktionäre.

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