Ein Sonnenschutzmittel für Pflanzen
■ Erhöhte UV-Strahlung wird zu verringerter Ernte führen
Berlin (dpa/taz) – Der Abbau der Ozonschicht in der oberen Erdatmosphäre bedroht nicht nur die menschliche Gesundheit. Die verstärkte ultraviolette Strahlung habe auch Auswirkungen auf Tiere, Mikroorganismen und Pflanzen, betonte Professor Martin Tevini vom Botanischen Institut der Universität Karlsruhe kürzlich in Berlin.
An der Universität Karlsruhe wurde die Reaktion zahlreicher Pflanzen auf abnehmende Ozonkonzentration und die damit zusammenhängende intensivere UV-Einstrahlung getestet. Tevini zufolge liegen jetzt Ergebnisse von 300 Arten vor. Von diesen hätten 34 Prozent „sensitiv“ auf die UV- Veränderung reagiert, während 36 Prozent die veränderten Umweltbedingungen verkrafteten.
Dabei gab es für die Forscher einige Überraschungen: So wurden die meisten Reissorten durch die erhöhte UV-Einstrahlung geschädigt und verkümmerten, doch eine Art wuchs bei einem simulierten 25prozentigen Ozonabbau um 18 Prozent schneller. Zwei von acht Koniferenarten, die ebenfalls getestet wurden, tolerierten den Ozonabbau.
Unklar ist, laut Tevini, was der Ozonschwund für die Qualität von Pflanzen bedeutet. Immerhin konnte herausgefunden werden, daß die Produktion ätherischer Öle im Basilikum unter erhöhter Einstrahlung steigt. Bei einigen Pflanzen kam es auch zu einem schnelleren Wachstum. Allerdings müsse das nicht von Vorteil sein, gab der Biologe zu bedenken: Wenn beispielsweise eine Pflanze über ihre Konkurrenten hinauswachse, könne das ökologische System mit nicht absehbaren Folgen durcheinandergebracht werden.
Eine Möglichkeit, die Folgen der verstärkten UV-Strahlung zu mildern, meint Professor Ada Zamir vom Weizmann-Institut in Israel gefunden zu haben. Er will einfach die Pflanzen so verändern, daß sie auch unter den veränderten Umweltbedingungen gedeihen können. Bei einer Algenart, die sich durch eine besonders hohe Resistenz gegen intensives Sonnenlicht auszeichnet, entdeckte er ein Eiweiß, Cbr genannt, das wie ein Sonnenschirm wirkt. Bei intensivem Lichteinfall wird das Sonnenschutzmittel Cbr gebildet und schirmt zusammen mit einem Pflanzenpigment die empfindlichen Teile des Photosynthesesystems gegen die Strahlung ab. Zamir hofft nun, diesen Sonnenschutz auf Nutzpflanzen übertragen zu können, so daß sie die höhere UV-Strahlung vertragen. (wlf)
