: Henne abgestürzt
■ Verspekuliert: Airportchef abberufen
Der Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen-Holding (BBF) hat einen ihrer drei Geschäftsführer abberufen. Geschäftsführer Knut Henne wird vorgeworfen, den mit Vertretern der Landesregierungen Berlin und Brandenburg, der Bundesregierung sowie der Arbeitnehmer zusammengesetzten Aufsichtsrat nicht ausreichend über kostspielige Spekulationsgeschäfte informiert zu haben.
Henne hatte in den vergangenen beiden Jahren nordöstlich vom Flughafen Schönefeld 118 Hekter Ackerland für 392 Millionen Mark kaufen lassen. Der durchschnittliche Qaudratmeterpreis betrug 308 Mark, Fachleute schätzen den Wert der Fläche pro Quadratmeter dagegen auf nur 80 Mark. Zusammen mit den Zinsen belaufen sich die Kosten für die Gesellschafter Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) sowie Bund (26 Prozent) auf eine halbe Milliarde Mark. Die Zinsen müssen Länder und Bund vermutlich übernehmen, weil der BBF (Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld) ansonsten der Konkurs droht.
Die BBF hatte die Brandenburger Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) mit dem Kauf der Grundstücke in Berlin-Bohnsdorf beauftragt. Offenbar hatte die LEG, die 2,5 Prozent des Kaufpreises erhielt, die Preisverhandlungen nicht im Sinne der BBF geführt. Das Gelände wird inzwischen für einen Erweiterung des Flughafens nicht mehr gebraucht, da Schönefeld derzeit nicht mehr für jährlich 27 Millionen, sondern nur 8,5 Millionen Passagiere ausgebaut wird.
Die Flächen seien damals zu „angemessenen Preisen“ erworben worden, behauptete Henne. Es sollte Spekulationen von Firmen vorgebeugt werden, die sich von einem möglichen Ausbau des Flughafens hohe Gewinne versprochen hatten. Der Bund der Steuerzahler schätzte dagegen, daß die 118 Hektar unerschlossenes Ackerland mit 296 Millionen Mark überbezahlt worden seien. Die Fehlinvestition sei eine „der umfangreichsten aktuellen Vorgänge im Mißmanagement der öffentlichen Hand“. Für den Steuerzahler sei ein Schaden von 548 Millionen Mark entstanden. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen