„Nice Scheiß“ für den Gabentisch

exklusiven Essen bei einer schönen Flasche Wein in reizendem Ambiente beschenken. Wenn man sich dabei kräftig ins Zeug legt, kann man schon mal 1.000 Mark liegenlassen, um sich sechsgängig ausgelöste Wachtelbrüstchen, Milchferkel mit Chanterellepilzen und Dialog von Lachs und Seehecht samt buttrigem Chardonnay mit rauchigem Blütenhonigabgang einzuverleiben. Was aber machen all jene unter unseren Lesern, denen das einfach zu läppisch ist? Was tun die Spitzenverdiener, die vor einem Jahr Lufthansa-Aktien satt geordert haben und jetzt im Geld ersaufen? Wohin gehen die vielen Jungvermählten, die ihren vermögenden Schwiegerpapa Bauklötzchen staunen sehen wollen? Was tun Jungverliebte, die ihrer Auserwählten die Welt zu Füßen legen?

Keine Angst, der Feinschmecker leistet Erste Hilfe. Das Gourmet-Magazin hat jetzt die Top ten der teuersten Weine aus Deutschlands Spitzenrestaurants gelistet. Wie wär's also mit geschmortem Zicklein an Maiskuchen und dazu ein 45er Chateau Latour für 4.000 Mark in der „Ente von Lehel“ in Wiesbaden? Als preiswerte Alternative (3.200 Mark) sparen Sie in Berlin beim selben Wein im „Bamberger Reiter“ glatte 1.200 Mark. Ach so, Ihr Schwiegerpapa ist Jahrgang 1948. Dann sollten Sie das Hamburger „Landhaus Scherrer“ beehren, wo Sie einen 48er Lafite- Rothschild für preiswerte 3.350 Mark das Fläschchen finden. Wenn Sie mehr auf Süßes stehen, können Sie im Berliner „Grand Slam“ zum Feigenparfait mit Sanddorn-Mark einem 1865er Chateau Yquem für freundliche 7.100 Mark nähertreten. Okay, okay, verstanden! Sie wollen die Nummer eins über ihren verwöhnten Gaumen rollen. Hier ist er: ein Lafite-Rothschild ebenfalls aus dem sonnenverwöhnten Jahr 1865, zu trinken in den „Schweizer Stuben“ zu Wertheim. Der Preis: 12.000 Mark. Ohne Seitenaufprallschutz! Wohl bekomm's! Manfred Kriener