Bombenanschlag auf Flüchtlinge knapp vereitelt

■ Asylbewerber löschten brennendes Auto, bevor Bombe explodierte / 20jähriger verhaftet

Wiesbaden (taz/dpa/AFP) – Mit viel Glück und durch den beherzten Einsatz von Flüchtlingen konnte in der Bundesrepublik ein möglicherweise verheerendes Bombenattentat auf ein Asylbewerberwohnheim in letzter Sekunde verhindert werden. Am Tag vor Heiligabend löschten Bewohner einer Containersiedlung für Asylbewerber in Hohenstein-Steckenroth ein Auto, das lichterloh brennend zwischen den Wohncontainern stand. Was die Flüchtlinge nicht wußten: Auf dem Rücksitz des Autos war eine Rohrbombe deponiert, die explodiert wäre, wenn das Feuer nicht gerade noch rechtzeitig gelöscht worden wäre. Bereits am Donnerstag abend verhaftete eine Sonderkommission der Wiesbadener Polizei einen 20jährigen Mann, dem sie aufgrund von Zeugenaussagen auf die Spur gekommen war.

Der Mann wurde am Donnerstag abend in der Wohnung seiner Eltern festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen habe er dann, mit den Ermittlungsergebnissen konfrontiert, ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der Mann war der Polizei bereits aufgrund diverser anderer Straftaten mit rassistischem Hintergrund bekannt. Dazu gehören eine weitere Brandstiftung mit „ausländerfeindlichen Motiven“, Verstöße gegen das Waffengesetz und Körperverletzung. Nach Aussagen der Wiesbadener Polizei hat er bei seiner Vernehmung angegeben, die Tat alleine geplant, vorbereitet und ausgeführt zu haben. Er habe erklärt, politisch nicht organisiert zu sein und aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben. Der Polizei liegen auch keine Hinweise auf eventuelle Mittäter vor. Nach Einschätzung der Behörden war der Hobbybastler durchaus in der Lage, die Bombe selbst zu basteln und den Anschlag alleine durchzuführen. Der Mann wurde am Freitag morgen dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.

Das versuchte Bombenattentat im hessischen Hohenheim war jedoch nicht das einzige Attentat über die Weihnachtstage. Auch in Brandenburg und Schleswig-Holstein wurden Brandsätze geworfen. In Nürnberg starb ein Türke bei einem Feuer in einem Asylbewerberheim, das aber offenbar nicht auf eine politisch motivierte Brandstiftung, sondern auf eine weggeworfene Zigarette zurückgeht.

In der Nacht zu Heiligabend warfen Unbekannte einen Nebelkörper durch eine offene Tür in ein Aussiedlerheim in Werbig in Brandenburg. Es entstand geringer Sachschaden. Einen Brandanschlag auf ein türkisches Geschäft in Kaltenkirchen bei Hamburg in Schleswig-Holstein verübte in der Nacht zum ersten Weihnachtstag ein unbekannter Täter. Wie ein Kieler Polizeisprecher mitteilte, wurde ein Brandsatz durch die Ladentür in die Geschäftsräume geschleudert, ohne großen Schaden anzurichten.