: Kleinkampf um Kleingärten
■ Bausenator Nagel will Flächen anderweitig nutzen lassen und löst mit seinem pietätlosen Affront einen Proteststurm aus
Auf heftigen Widerspruch ist Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) mit seinem Vorschlag gestoßen, Kleingartenanlagen an den Berliner Stadtrand zu verlegen, „um das Gelände für Wohnungsbau oder Gewerbeansiedlung freizubekommen“. Sowohl Laubenpieper als auch Sprecher von SPD und CDU halten von Nagels Idee überhaupt nichts.
Sogar der Regierende Bürgermeister dieser Großstadt, Eberhard Diepgen (CDU), ließ über seinen Sprecher Michael-Andreas Butz verlauten, niemand werde daran denken, die Kleingärtner, die zu Berlin gehören wie das Brandenburger Tor, aus der Stadt zu vertreiben. Wenn Nagel andere Vorstellungen habe, erwarte die Senatskanzlei erst einmal eine Vorlage, die dann beraten werden könne. Allerdings habe Diepgen „ein Herz für Laubenpieper“.
Auch in den Augen von Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) ist Nagels Idee „wirklich falsch“. Die Kleingärten hätten auch das Ziel, die Stadt gesundzuhalten. Auch die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus findet die Initiative ihres Parteifreundes „unverständlich“ und „nicht nachvollziehbar“. Deren stadtentwicklungspolitischer Sprecher Horst Kliche versicherte, die SPD werde sich „ohne Wenn und Aber“ für den Erhalt von Kolonien in den Innenstadtbezirken einsetzen, so wie es in der Koalitionsvereinbarung seinerzeit auf Drängen der SPD festgelegt wurde. Auch der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt, versicherte: „Wir hängen die Berliner Kleingärten nicht an den Nagel.“ Die „grünen Lungen“ würden weiterhin in der Innenstadt zu finden sein. Der Landesvorsitzende der Berliner Gartenfreunde, Jürgen Hurt, drohte gar damit, daß sein Verband auf seiner nächsten Tagung „eine eigene Partei“ zum Thema machen könnte. Ein mögliches Auffangbecken für dieses Protestpotential, die Bürger- und Stadtpartei Berlin, fand denn auch, daß es sich bei Nagels Plänen um ein Beispiel dafür handele, „wie konzeptionslos diese Koalition sparen und es statt dessen vom „kleinen Mann holen will“. Dr
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