: Kurze Blitze am Netz NetzKarton
■ Deutsche Volleyballerinnen auf dem vierten Platz beim Bremer Nationenturnier
So ein Volleyball-Spiel hat mitunter etwas von einem Fotoautomaten. Erst wartet man Minuten, daß etwas passiert, und plötzlich kommt das Blitzlicht völlig unvorbereitet aus allen Ecken gleichzeitig hervorgeschossen.
Das Spiel um den dritten Platz beim Bremer Nationen-Turnier im Frauen-Volleyball zwischen Deutschland und Kuba gestern in der Bremer Stadthalle hatte so etwas. Zwei belanglose Sätze hatten sich die Teams bis dahin mit 5:15 und 15:5 gerecht geteilt. Der dritte Satz sollte dann fast obligatorisch wieder an Kuba gehen. Es stand schon 8:0 für die Frauen aus der Karibik, als es plötzlich kurz und heftig schepperte im Karton, und die deutschen Frauen aus dem 0:8 ein 11:11 gemacht hatten.
Da klappte es plötzlich im Spielaufbau, da zauberte Zustellerin Ines Pianka kurze Anspiele über Kopf, kreuz und quer oder drückte gleich selbst den zweiten Ball in das kubanische Feld. 14:14, 15:14, 15:15, !5:16, es war eine Spielphase, in der jeder Angriff saß und alle spielerischen Experimente glückten. Aber dann gingen die Lichter aus und der dritte Satz und die Kraft der deutschen Volleyballerinnen waren weg: 15:17, entsprechend 1:2 in Sätzen, und für den vierten Satz reichte es dann überhaupt nicht mehr: 6:15 entsprechned 1:3 Endstand für die Kubanerinnen, die damit Dritte im Turnier wurden.
Bundestrainer Siegfried Köhler versuchte dennoch ein zufriedenes Gesicht nach dem Turnier und wollte wenigstens ein Thema abgehakt wissen: „Die Mannschaft hat bei diesem Turnier gezeigt, daß man den Spielerinnen, die zurückgetreten sind, nicht nachweinen muß.“ Sieben neue Spielerinnen waren beim Bremer Nationen-Turnier im Team des Deutschen Voleyball-Verbandes, und gestern mußten aus dem Rumpfstamm zwei weitere Spielerinnen ersetzt werden. Susanne Lahme war schon wieder zum Liga-Spiel in Italien (Italien gilt als europäisches Mekka für professionelles Frauen-Volleyball), Christina Schultz vom Schweriner SC hatte „Probleme mit der Schulter“. Köhler war aber die „Standortbestimmung“ wichtiger als die Platzierung und will sich nun auf die Weltmeisterschaft 1996 konzentrieren.
Den verdienten Sieg des Turniers sicherten sich gestern Nachmittag die Volleyballerinnen aus Brasilien. Neun Jahre lang hatten Kuba und Rußland (bzw UdSSR) die Endspiele um den Bremer Cup unter sich ausgemacht. Gestern deklassierten die Brasilianerinnen die Endspielabonnentinnen aus Rußland mit 3:0. Mit der gleichen Klasse und dem gleichen Ergebnis hatten sie bereits am Samstag im Halbfinale die Kubanerinnen vom Feld gefegt.
Es war eine Art Generationskonflikt, der zugunsten der moderneren Mannschaft entschieden wurde. Rußland mit Brechstangen-Volleyball, klassich über die Außen, Brasilien mit einem ganzen Köcher voller Kombinationsmöglichkeiten und einem eisenharten Block, an dem die russischen Angriffe abprallten wie an einer Glaswand.
mad
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