: US-Militärs setzten Radioaktivität frei
■ Experimente belasteten wahrscheinlich Hunderttausende
Boston (dpa/taz) – In den 40er und 50er Jahren wurde in den USA bewußt Radioaktivität freigesetzt. Das geht aus den jüngsten Enthüllungen des US-Energieministeriums hervor. In den Atomfabriken Hanford, Oak Ridge, Los Alamos und Dugway ließen das Militär und die Atomenergie-Kommission absichtliche nukleare Strahlung entweichen, um den radioaktiven Fallout zu messen und die Machbarkeit von radiologischen Waffen zu prüfen.
Bei einem Experiment in Hanford im Bundesstaat Washington konnten die Wissenschaftler verfolgen, wie eine radioaktive Jod- Wolke vom Wind bis in den Norden Kaliforniens getrieben wurde. Dabei wurde eine hundert- wenn nicht tausendfach höhere Radioaktivität freigesetzt als 1979 in Three Mile Island (Pennsylvania), dem größten Atomreaktorunfall der US-Geschichte. Es gilt als sicher, daß Hunderttausende von Menschen Opfer von sehr hohen Strahlendosen wurden.
Unterdessen hat ein Wissenschaftler, der an den ebenfalls kürzlich bekannt gewordenen radioaktiven Experimenten an Menschen beteiligt war, sich zu Wort gemeldet. Der frühere Chef des Zentrums für Radioaktivität am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, Robley Evans, sagte nach einem Bericht des Boston Herald, die jetzige Reaktion auf die lange geheimgehaltenen Tests sei „lächerlich“. Er bezeichnete die langfristig tödlichen Dosen zynischer Weise als „unbedeutend“.
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