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Vorübergehende Entwarnung in Australien

■ Die Buschfeuer haben am Sonntag nachgelassen / Bislang über 15.000 Menschen evakuiert / Vier Todesopfer / Elf Personen wegen Brandstiftung verhaftet

Sydney (dpa/AFP/AP/taz) – Die Feuerwalze in der australischen Stadt Sydney ist am Sonntag durch den drehenden Wind und sinkende Temperaturen gestoppt worden. Nach einem heftigen Wiederaufflammen konnten sich die Brände am Sonntag abend in den Vororten von Sydney nicht weiter ausbreiten. Am „schwarzen Samstag“ hatten die weit über 100 Feuer ihr viertes Todesopfer gefordert.

Insgesamt sind bisher mindestens 150 Häuser durch die Flammen zerstört worden. Die Nächte verbrachten zahlreiche Familien in ihren Autos auf den Ausfallstraßen. Die Brände machten ein Verlassen der Stadt aber nahezu unmöglich. Nur der Richtung Norden führende Highway F3 wurde am Sonntag kurzzeitig geöffnet. Der Himmel über Sydney war glutrot, Unmengen an Qualm führten bei vielen Menschen zu Atembeschwerden. Die Rauchentwicklung der seit Beginn der Woche brennenden Buschfeuer ist mittlerweile so stark, daß sogar im 2.500 Kilometer entfernten Neuseeland Asche niederging. Die Feuerkatastrophe wurde von Polizei und Behörden übereinstimmend als die „schlimmste“ in der Geschichte des Landes bewertet.

In den schon bisher am stärksten betroffenen südlichen und nördlichen Vororten Sydneys mußten am Sonntag Hunderte Menschen evakuiert werden. Die Flammenwalze stoppte in mehreren Fällen nur wenige Meter vor bewohnten Gebieten.

Insgesamt mußten aufgrund der Brände bislang mehr als 15.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Auf 550.000 Hektar Land – das entspricht etwa einem Drittel des Saarlandes – entstanden schwere Schäden. Etwa 10.000 Feuerwehrleute, Soldaten und Freiwillige kämpften gegen die Flammen. Die Kosten der Feuerbekämpfung wurden auf täglich vier Millionen australische Dollar (etwa 4,8 Millionen Mark) geschätzt.

Rund 200 Freiwillige sind seit dem Ausbrechen der Feuer in der vergangenen Woche dabei, die Randgebiete des abgebrannten Buschlandes nach verletzten Tieren abzusuchen. UmweltschützerInnen vermuten, daß die Brände Zehntausenden von Tieren zum Verhängnis geworden sind.

Unterdessen erhärtete sich die Vermutung, daß ein Großteil der über 130 Feuer nördlich, südlich und westlich der Stadt vorsätzlich gelegt wurden. Die Polizei nahm elf Personen, darunter einen 13jährigen Jungen, unter dem Verdacht der Brandstiftung fest. Die Regierung setzte eine Belohnung von 100.000 Dollar für Informationen aus, die zur Überführung von Brandstiftern führen.

Inzwischen hat der Streit um die Schuldzuweisungen begonnen. So hat der Farmerverband dem „State National Park and Wildlife Service“ vorgeworfen, dieser habe im Winter, auch aus falschen ökologischen Rücksichten, zu wenig backburning betrieben, das umstrittene Niederbrennen des Kleinholzes zum „Säubern“ der Wälder. Außerdem sei nicht genug getan worden, um die Feuerschneisen sauberzuhalten.

Erst einmal hat sich die Lage in Australien entspannt. Die Aussichten für die nächsten Tage lassen aber das Schlimmste befürchten: Bis zum Mittwoch sollen die Temperaturen wieder auf 35 Grad und mehr klettern, der Wind wieder Geschwindigkeiten von 70 Kilometern pro Stunde erreichen.

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