piwik no script img

Erfolgreich im Minus

■ Hamburger Band „Roving Bottles“ in der Markthalle

Den Slogan „Folk gegen Rassismus“ haben die Roving Bottles wieder aus ihrem Banner gestrichen. Sie sehen sich nicht gern mit anderen Bands gleichgestellt, die mit einem Paradestück gegen Rassismus ihr Gewissen retten. Gegründet hat sich die Band vor gut drei Jahren während eines Irlandurlaubs, den man durch Straßenmusik finanzierte. Trotz des Namens - „umherziehende Flaschen“ - sind Assoziationen zu Absauf- und Mitgröhltruppen a la Wiskey Priests verfehlt. Die Irisch-Schottisch-Hamburgische Musikmischung überzeugt durch Atmosphäre. Den politisch engagierten Roving Bottles gelang das Kunststück, als Hamburger Band eine große, vor allem jüngere, Fangemeinde zu finden, die sie nun am 13. und 14. Januar in der Markthalle noch vegrößern können.

Sind die Konzerte in der Markthalle was besonderes ?

Das schon, sozusagen das Sahnestückchen, auf das wir das ganze Jahr hinarbeiten. Einmal über eine mörderfette Anlage vor einem großen Publikum zu spielen, das gibt schon eine guten Kick.

Glaubt Ihr, daß sich durch Musik politisch etwas verändern läßt?

Es ist nicht so, daß wir denken, unsere Musik verändert irgendwas. Sie ist vielmehr ein Teil unserer politischen Realität. Wir treten oft auf, um mit den Einnahmen ein Projekt zu unterstützen, zum Beispiel für Prozeßkostenhilfe. Außerdem macht es mehr Spaß, beim Konzert Aussagen zu machen, als sich auf den Gerhard-Hauptmann-Platz zu stellen und loszureden.

Seid Ihr Teil einer Szene?

Wir schaffen mit unseren Auftritten einen Freiraum, in dem politische Gruppen Beiträge leisten können und keine Nazis reingelassen werden, wo es eine Kultur ohne Kommerz gibt.

Kultur ohne Kommerz bei einer so großen Popularität, die für zwei Konzerte in der Markthalle reicht?

Wir sorgen für stabile Eintrittspreise; bei Soli-Aktionen spielen wir umsonst, in der Markthalle für 10 Mark. Die CD darf nicht mehr als 20 Mark kosten, der Laden nicht mehr daran verdienen als wir. Deshalb gibt's die auch nicht bei WOM. An den T-Shirts verdienen wir kaum. Kurz: Wir sind im Minus.

Was ist für Euch „Erfolg“?

Daß wir das machen können, was wir wollen, wo und wie wir es wollen, mit der gleichen Begeisterung bei uns und beim Publikum.

Fragen: Lutz Kramer

13. und 14. Januar, 20 Uhr, Markthalle; CD/LP (20 Mark) gibt's bei: Michelle, Schwarzmarkt, Buchladen Schulterblatt, Café & Buch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen