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Insekten-Ableger

■ Mehr "Moskito" ins Programm: Das neue Jugendmagazin "Stich der Woche", ab heute, 16.03 Uhr, wöchentlich im Ersten

„Wer in Bonn keinen Stich hat, der wird ihn jetzt bekommen“, hoffen die Programm-Macherinnen des heute startenden, neuen wöchentlichen ARD-Jugendmagazins „Stich der Woche“. Tatkräftige Hilfe bekommen sie von Ernst Dieter Lueg, der die Bonner Pappnasen mit schwachsinnigen Fragen drangsaliert. Das sieht dann so aus:

Lueg: „Herr Kinkel, was halten Sie von dem Beschluß, ,Moskito‘ weltweit rund um die Uhr auszustrahlen?“ Antwort: „Das ist ein ganz trauriges Ereignis, von dem wir hoffen, daß es uns erspart bleibt.“

Und was meint Lueg zu seinem neuen Nebenjob? „In meiner bisherigen Arbeit habe ich mich ja immer ernsthaft mit dem politischen Geschehen auseinandergesetzt. Es macht mir Spaß, die Politik auch einmal durch den Kakao zu ziehen.“

Vielfalt statt Einfalt ist das Rezept für den frechen TV-Cocktail, den der SFB nicht allein ausschenkt. Mitgemixt haben HR, MDR und Deutsche Welle. In verschiedenen feste Rubriken – eine davon Luegs Bonner Miniaturen – wird mehr oder weniger Alltägliches aufs Korn genommen wird. Pate gestanden hat unübersehbar das sonntägliche SFB-Jugendmagazin „Moskito“. Seit 1987 sticht in der ARD nichts besser: „Moskito“ ist so ziemlich das Erfolgreichste und Intelligenteste, womit deutsche TV-Macherinnen sich je an ihre schwierigste Klientel – die 10- bis 14jährigen – gewandt haben, denn die glotzen normalerweise neben MTV und Teenie-Serien lieber bei den „Großen“ mit.

Um so verdienstvoller, daß das Jugendmagazin mit seiner amüsanten Mischung aus Dokumentation und Unterhaltung sich sowohl bei den Kids durchsetzen konnte als auch ein beliebtes Beobachtungsfeld für Eltern usw. geworden ist – ganz zu schweigen von den regelmäßig hereinbrechenden internationalen Preisen, die den Stand der aufgeweckten kleinen Redaktion im ansonsten eher müden SFB immer dann gestärkt haben, wenn kürzungswütige Programmchefs ans Sparen gingen. Nun pflanzt sich das angriffslustige Insekt fort: Das neue Magazin soll, anders als „Moskito“, eine etwas ältere Zielgruppe zum Umschalten zur ARD bewegen. Zielpublikum: „junge Leute und für Junggebliebene“. Die Rubriken heißen „Herzstiche“, „Keine Macht den Doofen“ oder „Marktlücke“, und in ihnen hat der pubertierende Liebeskranke genauso Platz wie die junge Türkin, der keiner hilft, als ein Ausländerfeind sie in der U-Bahn anpöbelt. Bei aller Rasanz der schnell geschnittenen Sendung läßt man ihnen die Zeit, von sich zu erzählen.

Und auch die tägliche Sauerei kommt nicht zu kurz: In der ersten Folge geht's um Männer. Thema: „Pinkeln in aller Öffentlichkeit“. Aufgelockert wird der Blick auf den Alltag durch kabarettistische Beiträge und die wohl unvermeidlichen Musik-Videos.

Hoffentlich passen die bewährten Berliner Insekten auf, daß die Zutaten auch in Zukunft bestechen. Regina Weidele

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