Tod und Krise beim Tanztheater

■ Tanz Theater Hamburg löst sich auf / Verteilungskämpfe um neues Tanzzentrum

Hamburgs ältestes Tanztheater hat sich aufgelöst. Wie Monika Buchmann, die Choreografin des Tanz Theater Hamburg, gestern bekannt gab, wird neben der Compagnie, die seit über 13 Jahren hier arbeitet, auch das eigene Studio zum 31. März gekündigt. Begründet wird der Schritt von Buchmann damit, daß „wir in der Hamburger Kulturpolitik weder ein ernsthaftes Interesse, eine ausreichende finanzielle und ideele Unterstützung noch Respekt für Tanztheater sehen.“ Ausschlaggebend für die Auflösung, die bereits letztes Jahr gedroht hatte, war die ausgebliebene Förderung bei der Vergabe der Projektgelder für Freie Gruppen.

Aber auch anderer Gründe spielten eine Rolle. Insbesondere die neue Situation, die durch die Räume in der Stresemannstraße 374 entsteht, die von der Kulturbehörde zukünftig für Tanzgruppen hergerichtet werden. „Nach unserer Auffassung“, so Buchmann, „wird mit dem Objekt Stresemannstraße in keinster Weise auf die Interessen und Arbeitsnotwendigkeiten der Tanzszene eingegangen. Kontinuierliche, tägliche gemeinsame Arbeit ist nicht mehr möglich.“ Hintergrund der Verbitterung: Die 100.000 Mark für Tanztheater, die die Kultursenatorin Christina Weiss zweimal zur Verfügung gestellt hat, werden diesmal nicht wie letztes Jahr unter den Gruppen verteilt, sondern in die Renovierung der Stresemannstraße gesteckt. Dadurch kann das Tanz Theater Hamburg seinen eigenen 400 Quadratmeter großen und monatlich 3000 Mark teuren Raum nicht mehr bezahlen. In den neuen Räumen wären sie aber deutlich schlechter gestellt.

Unter den anderen Tanztheater-Gruppen entwickelt sich um die drei Proberäume (Größe: 150, 170 und 200 Quadratmeter) momentan ein Verteilungskampf, denn alle Interessenten beanspruchen einen der Räume für sich. Bei einem Gespräch in der Kulturbehörde einigte man sich auf Kriterien für die Vergabe, nämlich Professionalität und ein Spielstättennachweis für Hamburg. Das könnte aber auch für einige etablierte Gruppen zum Verhängnis werden, denn die Bühnen für Tanztheater sind kanpp und der neue Kampnagel-Chef Res Boss-hardt hat bisher nur COAX die Zusicherung gegeben, daß sie auch zukünftig kontinuierlich auf Kampnagel arbeiten können. Andere Spielstätten wie das monsun Theater oder die Stadtteilzentren sind aber nur für Solo-Choreografien eine Alternativen. Dies könnte also noch ein weiteres Tanztheatergruppen-Sterben nach sich ziehen.

tlb