: Marktplatz für anderes Reisen
■ Heute präsentieren alternative Reiseveranstalter im Raschplatzpavillon ihr Angebot
Die Beraterin eines hannoverschen Reisebüros ist überfordert: Sie kann zwar „bestimmte Hotels, die eine Kläranlage haben und möglichst wenig Abfall machen“ vermitteln, hat aber keinen Reiseveranstalter in ihrem Programm, der explizit ökologische oder sozialverträgliche Reisen anbietet.
Zwar heften sich die großen Reiseunternehmen den grünen Umweltorden an die Brust, doch den Absichtserklärungen folgten bisher kaum Taten: „Aus einer Studie von 1993 geht hervor, daß die großen Reiseunternehmen in der Regel nur vergleichsweise einfach durchzuführende Maßnahmen durchgesetzt haben“, resümiert Anke Biedenkapp vom Verein Stattreisen Hannover. Über wirkliche Öko-Tours fehlen den VerbraucherInnen zumeist die Informationen. deshalb gegen die Veranstalter jetzt an die Öffentlichkeit.
Wassersparende Klospülungen oder Vermeidung von Abfall sind oft die einzigen umweltschonenden Veränderungen, die den Veranstaltern zudem noch Kosten ersparen. Den Wolf im Schafspelz zu entlarven, die Kunden für die Probleme im Tourismus zu sensibilisieren: Das ist ein Ziel des vierten Reisepavillons, der heute um 11 Uhr im Raschplatzpavillon von Wirtschaftsminister Peter Fischer eröffnet wird. Mehr als 100 umweltbewußte Reiseveranstalter und Urlaubsregionen informieren an 75 Ständen über ihr Angebot, daß auch auf die Kultur der Gastländer Rücksicht nimmt.
Damit ist der Reisepavillon die bundesweit größte Messe für sanften Tourismus, eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung, die sich nicht oft bietet.„Wir haben nur kleine und mittlere Veranstalter eingeladen, um ihnen ein Forum zu schaffen, das sie in den Reisebüros nur selten haben“, erklärt Heike Keil-Seibold vom Veranstalter Stattreisen. Parallel zum Messebetrieb läuft ein Rahmenprogramm mit 36 Einzelveranstaltungen. Besonders interessant wird das Talk-Matine am Sonntag um 11 Uhr: „Pleitebranche Tourismus: Der verhängnisvolle Trend zu den großen Reiseveranstaltern“ lautet das Thema, zu dem der Reiserechtsexperte Professor Klaus Tonner eingeladen ist.
Musiker, Clowns und Jongleure verwandeln die Messe in einen Marktplatz. Auch die Reisefachfrau sollte einmal vorbeischauen. Vielleicht ändert sie ja ihre resignierende Aussage: „Jedes Reisen ist umweltschädlich.“ Der Reisepavillon am Raschplatz ist Sonnabend von 11-18 Uhr und Sonntag von 10-18 Uhr geöffnet. Eintritt: 5 Mark/3 Mark, Preisnachlaß bei Vorlage einer zur Anreise genutzten Üstra- oder DB-Fahrkarte.
Nils Meyer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen